Frankfurt/Hamburg. Kaum ist ein Pilotenstreik vom Tisch, könnten schon bald mehrstündige Arbeitsniederlegungen der Fluglotsen an einzelnen Flughäfen den Luftverkehr über Deutschland durcheinanderbringen. Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen habe man Arbeitskampfmaßnahmen beschlossen, wie GdF-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang erklärte. Über Zeitpunkt und Umfang wolle die Gewerkschaft kommende Woche beraten, mögliche Streiks würden 24 Stunden vor Beginn angekündigt. "Damit ist aber nicht in den nächsten 14 Tagen zu rechnen", sagte ein Sprecher der zuständigen Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF). Ein dauerhafter bundesweiter Arbeitskampf sei zudem nicht geplant.

Die GdF sehe aber "derzeit keine andere Möglichkeit" als einen Streik, um ihre Forderungen gegenüber der Deutschen Flugsicherung (DFS) durchzusetzen, sagte Vogelsang. Flugsicherung und Gewerkschaft hatten am Donnerstagabend die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt. In dem Konflikt geht es nicht um die Bezahlung, sondern um die Forderung der GdF nach kürzeren Arbeitszeiten.

Die DFS hält dagegen, dass die Belastung der Lotsen an vielen Flughäfen im vergangenen Jahr ohnedies gesunken sei. Der Flugsicherung zufolge fordert die Gewerkschaft kürzere Dienstzeiten selbst an solchen Arbeitsplätzen, an denen 13,5 Prozent weniger Verkehrsaufkommen zu bewältigen sei. Die individuelle Arbeitszeit der Lotsen ist an die jeweilige Belastung gekoppelt. Insgesamt sei der Luftverkehr zwischen 2008 und 2009 um 7,2 Prozent zurückgegangen, sagte DFS-Sprecher Axel Raab. Er bezeichnete einen Arbeitskampf als nicht gerechtfertigt.

Der Flugverkehr am deutschen Himmel wird maßgeblich von der Deutschen Flugsicherung überwacht. Für das bundeseigene Unternehmen arbeiten rund 5600 Mitarbeiter, davon etwa 2400 Fluglotsen. Die GdF hat nach eigenen Angaben etwa 3200 Mitglieder. Fluglotsen können den Großteil des Flugverkehrs über Deutschland lahmlegen.

Neben dem Tarifkonflikt bei der Flugsicherung gibt es in der deutschen Luftfahrtbranche derzeit noch weitere Konfliktherde. Bei der Lufthansa erklärten sich die Piloten erst vor wenigen Tagen zum Verzicht auf einen Arbeitskampf für die Dauer eines Schlichtungsverfahrens mit dem Konzern bereit, das in Kürze beginnen soll. Daneben befindet sich die Lufthansa auch in Verhandlungen mit dem Kabinenpersonal, die sich ebenfalls schwierig gestalten.