Hamburg/Essen. Wenn es am kommenden Montag um die Zukunft von Karstadt geht, wird Michael Richter in vorderer Reihe dabei sein. Rund 200 seiner Kollegen, also 95 Prozent der Belegschaft der Harburger Filiale, haben ihren Betriebsratsvorsitzenden dazu bevollmächtigt, in Essen ihre Interessen zu vertreten. Dort, in der Zentrale der insolventen Warenhauskette, sollen die Gläubiger grünes Licht für einen ehrgeizigen Rettungsplan geben. "Wir hoffen natürlich alle, dass unsere Arbeitsplätze erhalten bleiben", sagte Richter dem Abendblatt.

Bis Ende April will Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sämtliche 120 Karstadt-Filialen inklusive der Sport- und Luxushäuser mit insgesamt rund 26 000 Beschäftigten an einen Investor verkaufen. Die Voraussetzung dafür ist die Zustimmung der Gläubigerversammlung, der sowohl die Karstadt-Angestellten als auch Vermieter, Lieferanten, Dienstleister und Banken angehören.

"Wir rechnen mit bis zu 1000 Teilnehmern an der Versammlung", sagte Thomas Schulz, Sprecher des Insolvenzverwalters, dem Abendblatt. Sie sollen laut dem Insolvenzplan auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag verzichten, um das Unternehmen von seinen Schulden zu befreien: Allein die Zugeständnisse der Vermietergruppe Highstreet belaufen sich auf bis zu 200 Millionen Euro, die Beschäftigten sollen 160 Millionen Euro an Urlaubs- und Weihnachtsgeld abschreiben. Im Gegenzug muss der neue Karstadt-Eigentümer alle Häuser bis mindestens zum Herbst 2011 betreiben, darunter auch die Hamburger Filialen in Wandsbek, Harburg, Bergedorf, Eimsbüttel, Billstedt, an der Mönckebergstraße sowie das Alsterhaus. Die Filiale im Elbe-Einkaufszentrum war hingegen bereits Ende des Jahres geschlossen worden.

Bevor der Insolvenzplan abgesegnet ist, wird laut Schulz aber nicht mit einem konkreten Kaufangebot gerechnet: "Die potenziellen Käufer wollen die Sicherheit, dass die Gläubiger zustimmen." Man sei aber nach wie vor mit mehreren Interessenten im Gespräch. Branchenspekulationen zufolge soll es sich um Finanzinvestoren wie TPG, Apollo und Permira handeln. In den vergangenen Wochen hatte es Gerüchte gegeben, dass einige dieser Interessenten nicht nur an den Karstadt-Häusern, sondern auch an den Kaufhof-Filialen des Konkurrenten Metro interessiert seien. Das Ergebnis könnte eine Megafusion zu einem riesigen Warenhauskonzern sein, der erst vom Kartellamt genehmigt werden müsste.

Gelingt der Verkauf des gesamten Karstadt-Pakets nicht, droht der Kette die Zerschlagung. In diesem Fall könnte doch Metro-Chef Eckhard Cordes zum Zug kommen, der bereits im vergangenen Jahr sein Interesse an knapp der Hälfte der Filialen angekündigt hatte. Die Karstadt-Mitarbeiter zittern vor diesem Szenario: Tausende Arbeitsplätze könnten dieser Fusion zum Opfer fallen. Würde es doch bedeuten, dass umsatzschwächere Häuser oder solche, die dicht bei einer Kaufhof-Filiale liegen, schließen müssten.