Jeder Zweite ist an ökologisch und ethisch korrekten Anlagen mit Wertsteigerung interessiert: Die Zahl attraktiver Fonds wächst.

Hamburg. Gutes Gewissen und eine gute Rendite müssen sich nicht ausschließen. 2,40 Prozent erhalten Anleger für ein Jahr bei der Noa Bank. Ein Spitzenwert im gegenwärtigen Zinsumfeld. Die neue, kleine Bank will nur an kleine und mittelständische Firmen mit bis zu 500 Mitarbeitern Kredite vergeben, und die Anleger sollen mitbestimmen, wohin ihr Geld fließt. "Denn die meisten Kunden wollen in ihre eigene Region investieren", sagt Bankgründer Francois Jozic, der völlige Transparenz bei der Kreditvergabe verspricht.

Das Umfeld für solche Neugründungen ist günstig, denn seit der Finanzkrise fragen sich immer mehr Anleger, was mit ihrem Geld passiert. Vom zunehmenden Misstrauen gegenüber etablierten Geldinstituten profitieren grüne Banken. Bei der GLS Bank wuchs das Einlagevolumen um 37 Prozent und die Kundenzahl um 18 Prozent. Ähnliche Wachstumsraten kann auch die Umweltbank vorweisen, obwohl die Anleger ihr Geld schon zwei Jahre anlegen müssen, um 1,75 Prozent Zinsen zu bekommen. "Unsere Kunden finden es sympathisch, dass wir mit dem Geld der Anleger ausschließlich Umweltprojekte finanzieren", sagt der Vorstandsvorsitzende der Umwelt Bank, Horst P. Popp.

Mit weniger als 200 000 Kunden haben die in Deutschland tätigen ethisch-ökologischen Banken bisher nur einen Bruchteil des Kundenpotenzials von zehn bis zwölf Millionen Verbrauchern erschlossen, geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens ZEB hervor.

Aber der Trend zum grünen Geld ist ungebrochen. Die nachhaltige Geldanlage ist inzwischen von einem Nischenprodukt zu einem einflussreichen Marktsegment geworden. Jeder zweite Anleger ist mittlerweile an ökologischen Investments interessiert, jeder vierte an ethischen Anlagen, ergab eine Umfrage der DZ-Bank. Allein 2009 wurden 31 nachhaltige Fonds mit einem Volumen von 790 Millionen Euro neu aufgelegt. "Das Segment wächst dynamischer als konventionelle Anlagen", sagt Paschen von Flotow, Chef des Sustainable Business Institute (SBI). "Seit 2005 hat das Anlagevolumen in diesen Fonds um 250 Prozent zugenommen", sagt Flotow. Die Zahl der Fonds stieg um 150 Prozent auf 313 Produkte Ende 2009. Demgegenüber wuchs das Volumen in den übrigen Publikumsfonds nur um elf Prozent innerhalb von fünf Jahren.

Steigende Energiepreise und knapp werdende Rohstoffe zwingen auch immer mehr Firmen energieeffizienter und ressourcenschonender zu produzieren. "Die Unternehmen erkennen, dass ökologische Gesichtspunkte auch zu Renditevorteilen führen können", sagt von Flotow. "Die grünen Themen werden von immer mehr Unternehmen erkannt, weil sie auch gewinnträchtig sind, sodass es kein Problem gibt, ausreichend Investitionsmöglichkeiten zu finden", bestätigt Christian Zimmermann, Manager des Fonds Global Ecology der Fondsgesellschaft Pioneer Investments. 1300 Firmen stehen im Focus des Fonds, in 75 ist er aktuell nur investiert.

Eine klare Definition, in welche Unternehmen ein Ökofonds investieren darf, gibt es nicht. Häufig orientieren sich die Fonds an dem sogenannten "Best-in-Class-Prinzip" Dabei werden Firmen selektiert, die in ihrer Branche bei Umwelttechnologien eine Vorreiterrolle einnehmen, ohne dass sie ausschließlich umweltfreundlich agieren müssen. So kann der Fonds Global Ecology auch in Blue Chips investieren. "Philips hat sich der neuen Lichttechnik LED verschrieben, Siemens macht inzwischen 20 Prozent seines Umsatzes mit grünen Technologien, und IBM entwickelt energiesparende Server", begründet Zimmermann seine Aktienauswahl. Zusätzlich haben viele Fonds wie auch der Global Ecology Ausschlusskriterien. Disqualifiziert werden Firmen, die in den Bereichen Rüstung, Tabak, Alkohol, Glücksspiel und Pornografie agieren oder Menschen- und Arbeitsrechte verletzen oder Kinder für sich arbeiten lassen.

Wer für die Anlage seines Geldes strengere Kriterien möchte, muss auf Umwelttechnologiefonds ausweichen, die zum Beispiel nur in Firmen investieren, die Technologien für die Solarenergie oder die Windkraft bereitstellen. Allerdings nehmen auch die Risiken zu, je spezieller die Fonds ausgerichtet sind.

"Ethische Investmentfonds verharren bislang überwiegend bei der Ökologie", sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von Brot für die Welt. Die KD Bank für Kirche und Diakonie und die GLS-Bank haben deshalb erstmals einen an entwicklungspolitischen Kriterien ausgerichteten Anlegerfonds aufgelegt. Der Fonds investiert zu zehn Prozent auch in Mikrokredite, mit denen Kleingewerbe in Entwicklungsländern aufgebaut wird.

Bei der Wertentwicklung gibt es nach Einschätzung von Flotow "zumindest keinen Nachteil gegenüber konventionellen Anlagen". Ob der Anleger eine über dem Durchschnitt liegende Rendite erzielen könne, hänge stark vom Fondsmanagement ab. Die HypoVereinsbank kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass zum Teil sogar eine bessere Wertentwicklung als bei konventionellen Anlagen erzielt werden kann, wenn der Anleger sein Investment langfristig verfolgt.

"Ökologische Geldanlage darf immer nur ein zusätzlicher Aspekt bei der Auswahl sein, sollte aber die Prinzipien der Geldanlage nicht über den Haufen werfen", sagt Anabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dazu gehört vor allem: Wie lange und mit welchem Risiko will ich mein Geld anlegen? "Wer sein Geld in zwei oder drei Jahren benötigt, kann nur eine abgesicherte Sparanlage bei einer ethisch-ökologischen Bank nutzen, aber nicht in einen Aktienfonds investieren, der hohen Kursschwankungen ausgesetzt ist", sagt Oelmann. Entscheidet sich der Anleger doch für Fonds, hat er gegenüber herkömmlichen Produkten schon mal einen großen Vorteil bei der Auswahl: Statt aus 6000 Fonds muss er nur aus 300 Produkten auswählen.