Lille. Der deutsche Reifenhersteller Continental hat in Frankreich entlassenen Beschäftigten vorgeschlagen, für 137 Euro monatlich in Tunesien weiterzuarbeiten. Den Mitarbeitern des im Januar geschlossenen Werkes im nordfranzösischen Clairoix seien gemäß den arbeitsrechtlichen Vorschriften freie Stellen in einem tunesischen Continental-Werk angeboten worden, sagte ein Unternehmenssprecher am Montagabend. Die Gewerkschaft CGT bezeichnete das Angebot als "Provokation" und "zynisch". "Nicht einmal die Tunesier wollen diese Arbeitsplätze", sagte Gewerkschaftsvertreter Xavier Mathieu.

Der Unternehmenssprecher verteidigte das Angebot: "Wir sind dazu verpflichtet, innerhalb des Konzerns jeden verfügbaren Platz anzubieten, wenn die berufliche Qualifikation vorhanden ist und es keine Sprachbarrieren gibt." Er verwies dabei auf ein Urteil gegen den französischen Sockenhersteller Olympia vom Mai vergangenen Jahres. Die Firma war dazu verdonnert worden, entlassenen Mitarbeitern 2,5 Millionen Euro Entschädigung zu zahlen, weil sie ihnen keine Beschäftigung in seinem Werk in Rumänien angeboten hatte.

Continental befinde sich damit in einer Zwickmühle, sagte der Sprecher: Biete es die Stellen in Tunesien nicht an, würden rechtliche Konsequenzen drohen, biete es die Jobs an, sei die Empörung der Öffentlichkeit über den als unanständig geltenden Vorschlag gewiss. Gegen die Schließung des Conti-Werks in Clairoix hatte es massive Proteste gegeben.

Auch im deutschen Kündigungsrecht muss vor betriebsbedingten Kündigungen geprüft werden, ob der Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens weiterbeschäftigt werden kann. "Dies berücksichtigen wir als Arbeitgeber natürlich", sagte gestern eine Conti-Sprecherin dem Abendblatt.