Frankfurt. Zum Frühlingsbeginn taut auch immer mehr das Eis an der Börse: Mit dem Chemikalienhändler Brenntag und dem chinesischen Armaturenhersteller Joyou werden in der neuen Woche die nächsten beiden Neulinge am deutschen Aktienmarkt debütieren. Beide Unternehmen veröffentlichten am Wochenende den Ausgabepreis für ihre Aktien und brachten sich damit für den Sprung aufs Börsenparkett in Stellung. Die Brenntag-Aktien werden heute zum ersten Mal gehandelt, die von Joyou morgen. Erst vergangene Woche hatten der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) und die Hamburger Modekette Tom Tailor diesen Schritt gewagt.

Nach einem frostigen Klima für Börsenaspiranten infolge der Finanzkrise gelten vor allem KDG und Brenntag als Eisbrecher auf dem heimischen Markt. Sie sollen nun auch anderen großen Börsengängen den Weg bereiten. Termine für weitere Debüts stehen zwar noch nicht fest. Aber einige Unternehmen - unter anderen der Wohnungskonzern GSW, der Druckfarbenhersteller Flint und die Muttergesellschaft der Imbisskette Nordsee - liebäugeln bereits mit einem Initial Public Offering (IPO).

Der bislang größte Börsengang in diesem Jahr in Europa ist der von KDG, der dem Mehrheitseigner, dem US-Finanzinvestor Providence, 759 Millionen Euro brachte. Dicht dahinter folgt Brenntag, hier beläuft sich das Volumen auf 747,5 Millionen Euro. 525 Millionen davon fließen in die Unternehmenskasse. Ausgegeben werden die Brenntag-Aktien zu je 50 Euro. Die Angebotsspanne hatte sich auf 46 bis 56 Euro belaufen.

Deutlich kleiner fallen die IPOs der beiden anderen Neulinge aus. Im Falle von Tom Tailor wurden 165 Millionen Euro eingesammelt, wovon 143 Millionen dem Unternehmen zugutekommen. Der Emissionserlös von Joyou beträgt rund 105 Millionen Euro, 91 Millionen werden in die Firmenkasse gespült. Das chinesische Unternehmen gibt seine Aktien zu je 13 Euro ab. Der Preis liegt somit am unteren Ende der von 12,50 bis 17 Euro reichenden Zeichnungsspanne.

Das Interesse von langfristig orientierten Investoren an Joyou sei hoch gewesen, sagte eine mit der Transaktion vertraute Person. Privatanleger hätten keine große Rolle gespielt, sie hätten weniger als fünf Prozent der Aktien gezeichnet. Insgesamt sei das Orderbuch mehr als zweifach überzeichnet gewesen. Seit Ausbruch der Finanzkrise hatte es kaum einen Börsengang gegeben, weil die Investoren einen Bogen um Aktien unbekannter Firmen machten - oder einen so hohen Rabatt forderten, dass die Eigentümer nicht bereit waren zu verkaufen.