Frankfurt. Deutschland ist binnen eines Jahrzehnts bei den Patentanmeldungen im internationalen Vergleich deutlich zurückgefallen. China habe im Jahr 2007 weltweit insgesamt 160 000 Patente geltend gemacht, rund 30 000 mehr als von deutschen Erfindern kamen, erklärte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. "Zehn Jahre zuvor ließen sich die hiesigen Entwickler und Erfinder mit knapp 90 000 Patenten noch siebenmal so oft ihre Ideen schützen wie die chinesische Konkurrenz", notierte das IW.

"China hat die Europäer beispielsweise bei der Herstellung von Solarzellen und Windturbinen abgehängt und rund um die Technologie der Hochgeschwindigkeitszüge fast 1000 Patente angemeldet", schrieben die Wirtschaftsforscher weiter.

Im vergangenen Jahr wurden noch knapp 47 900 Ideen von heimischen Erfindern beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet. Der Rückgang von drei Prozent gegenüber 2008 sei für sich genommen zwar nicht besorgniserregend. Doch obwohl die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in Deutschland von 1997 und 2007 um 60 Prozent auf 70 Milliarden Dollar gestiegen seien, habe sich die Zahl der nationalen Patentanmeldungen in diesem Zeitraum kaum verändert. In den USA sehe die Tendenz ganz anders aus, erklärten die Wirtschaftswissenschaftler.

Die OECD sieht den deutschen Vorsprung in den Vorzeigeindustrien Maschinen- und Fahrzeugbau bedroht, obwohl aus diesen Branchen auch im vergangenen Jahr wieder die meisten Patentanmeldungen kamen. Der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Angel Gurría, sagte der "Welt am Sonntag", in den Branchen seien jetzt schon Länder wie China aktiv. "Deutschlands Vorsprung schwindet langsam", sagte Gurría und verwies auf die Entwicklung bei den internationalen Patentanmeldungen.

Außerdem investiere Deutschland nicht genug in Forschung und Entwicklung bei Hochtechnologien und im Dienstleistungsbereich. Gurría mahnte tief greifende Reformen an, damit Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit halten könne. Dazu gehören auch effektive Investitionen in Forschung.