Hamburg/Randers. Dänemarks größter Schlachtereikonzern Danish Crown will 600 Mitarbeiter entlassen, weil dem Unternehmen die Personalkosten zu hoch sind. Jetzt ist im Gespräch, die Schlachtaufträge an deutsche Standorte zu vergeben, wo nach Berechnungen der Dänen weniger als die Hälfte der Kosten anfallen. Der Konzern reagiert damit auf die Weigerung der Gewerkschaft NFF, Lohnsenkungen in Dänemark um 20 Prozent zuzustimmen, bestätigte Firmensprecherin Anne Villemoes gestern in Randers.

Danish Crown veranschlagt die Durchschnittskosten je Schlachtung in Dänemark bisher auf 100 Kronen, umgerechnet 13,34 Euro. In Deutschland fielen 44 Kronen, in Polen 28 Kronen und in Großbritannien 50 Kronen an. "Wir werden in den nächsten Tagen entscheiden, wohin wir die 600 bei uns wegfallenden Arbeitsplätze ausflaggen", sagte Villemoes. Nach Medienberichten sollen 500 der 600 Jobs nach Deutschland verlagert werden.

Hier hat Danish Crown seine Aktivitäten unter anderem im niedersächsischen Oldenburg erheblich ausgeweitet. Der dänische Konzern hatte in den vergangenen Jahren mehrfach Schlagzeilen gemacht, weil durch Verträge mit Subunternehmern auch deutsche Stundenlöhne für Beschäftigte aus Rumänien und anderen osteuropäischen Ländern weit unterschritten wurden.

Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) kritisiert jedoch, dass nicht nur Danish Crown, sondern auch andere Betriebe die niedrigen Entgelte in der Branche weiter drücken würden. Die Beschäftigung von osteuropäischen Werkvertragsarbeitnehmern zu Löhnen zwischen fünf und neun Euro sei üblich und nicht illegal. Selbst Betriebe, die einen Tarifvertrag abgeschlossen haben, könnten diesen durch den Einsatz von Subunternehmern umgehen. Um eine solche Gehaltsspirale zu verhindern, sei auch die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns geboten, sagte Karin Vladimirov von der NGG dem Abendblatt. Ebenfalls gestern wurde bekannt, dass einer der großen Subunternehmer in der Fleischbranche in Untersuchungshaft genommen wurde, so Vladimirov. Es bestehe "dringender Verdacht" auf Sozialversicherungsbetrug von sechs Millionen Euro, so die Staatsanwaltschaft Düsseldorf.

In Dänemark sind Niedriglöhne weitgehend unbekannt: Hier sind die Schlachter alle gewerkschaftlich organisiert, Fachkräfte erhalten Stundenlöhne von 20 Euro. Danish-Crown-Chef Kjeld Johannesen sagte über die Entlassungen im Stammland: "Die Gewerkschaften haben den Ernst der Lage nicht erkannt."