Hamburg. Die Bundesnetzagentur hat die Preispolitik der Stromanbieter in Deutschland kritisiert. "Wir haben Zweifel, ob die gestiegenen Beschaffungspreise der Grund für höhere Preise sein können", sagte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, gestern bei der Vorlage des Jahresberichts. Denn die Netzentgelte gehen zurück, und die staatlichen Abgaben sind gleich geblieben.

Viele Unternehmen begründen die Aufschläge unter anderem mit den gestiegenen Beschaffungskosten, obwohl die Preise an der Strombörse stark gefallen sind. Kurth riet den Verbrauchern, gegebenenfalls den Versorger zu wechseln. Nach wie vor könnten so mehr als 100 Euro im Jahr gespart werden.

Der Schwerpunkt des Jahresberichts lag in der Telekommunikationsbranche. Die Bundesnetzagentur rechnet in den kommenden Jahren mit einer Datenexplosion im mobilen Internet. Deutschland müsse jetzt schnell handeln und mit der bevorstehenden Versteigerung von neuen Funkfrequenzen die Grundlagen für diese Entwicklung schaffen, sagte Kurth. "Netze sind der Hauptfaktor für Innovation."

Am 12. April kommt bei der Zweigstelle der Bundesnetzagentur in Mainz ein Frequenzvolumen von 360 Megahertz unter den Hammer. Das sei ein Vielfaches der UMTS-Frequenzen, die vor zehn Jahren in einer spektakulären Auktion an sechs Unternehmen vergeben worden waren. Damals erlöste die Behörde - angetrieben durch die Euphorie in der Branche - mehr als 50 Milliarden Euro aus der Versteigerung. Diesmal werden deutlich niedrigere Einnahmen erwartet.

Im Mittelpunkt steht ein Frequenzspektrum im Bereich von 800 Megahertz, das mit der Umstellung des Rundfunks auf die Digitaltechnik frei geworden ist. Diese Frequenzen sind unter den vier zugelassenen Mobilfunkbetreibern T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 Telefónica deshalb so begehrt, weil sie wegen der größeren Reichweite weniger Infrastruktur erfordert. Bevor diese Frequenzen aber in den bevölkerungsreichen Regionen eingesetzt werden dürfen, sollen sie helfen, die Lücken in der Breitbandversorgung auf dem Land zu schließen. Kurth sieht Deutschland inzwischen beim schnellen Internet "in Europa mit an der Spitze".