Gewerkschaften ziehen an einem Strang: “Konzern kann nicht gegen 20 000 Mitarbeiter Politik machen.“

Hamburg. Nach den Plänen der Lufthansa-Piloten, nach Ostern erneut zu streiken, drohen nun auch die Stewardessen mit Arbeitsniederlegungen. Weder bei den Tarifverhandlungen der Piloten noch beim Kabinenpersonal ist nach Angaben der Gewerkschaft eine Annäherung mit dem Lufthansa-Management in Sicht. "Wir rechnen auch für die Verhandlungen heute und morgen nicht mit Fortschritten und denken daher an Warnstreiks", sagte Joachim Müller von der Gewerkschaft Unabhängiger Flugbegleiter (UFO) dem Abendblatt. Ein Zeitpunkt nach Ostern sei wahrscheinlich, aber auch eine Arbeitsniederlegung schon vor den Feiertagen sei nicht auszuschließen.

Die Piloten hatten bereits am Tag zuvor einen erneuten Streik vom 13. bis 16. April angekündigt. Das Unternehmen werde mögliche Streiks generell rechtlich prüfen, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Schon im Februar hatten die Piloten einen Streiktag eingelegt und damit die Hälfte der Flüge ausfallen lassen. Der Lufthansa war damit nach eigenen Angaben ein Schaden von 50 Millionen Euro entstanden.

Bei einer Veranstaltung gestern in Frankfurt vereinbarten die beiden Mitarbeitergruppen, also Piloten und Kabinenpersonal, zudem einen Schulterschluss in ihrem Kampf um sichere Arbeitsplätze bei der Lufthansa. Die Gewerkschaften laden für den 12. April zu einer gemeinsamen Betriebsversammlung ein, unter dem Motto. "Es sind nicht die Streifen, die uns trennen, es ist die Uniform, die uns verbindet." Die Zusammenarbeit werde bei den Beschäftigten "sehr positiv aufgenommen", sagte der Leiter der Lufthansa-Tarifkommission, Thomas von Sturm.

Die beiden Spartengewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und Unabhängige Flugbegleiter (UFO) erhoben schwere Vorwürfe gegen die Führung des größten Luftfahrtkonzerns in Europa. "Es gab in den vergangenen Jahren eine schleichende Entfremdung des Topmanagements von den Mitarbeitern, die nun zu einem offenen Bruch geführt hat", sagte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. Aber der Konzern könne "nicht gegen 20 000 Mitarbeiter Politik machen."

Ziel der UFO ist eine gerechtere Arbeitszeit für das Kabinenpersonal. So müssten Stewardessen, die am Anfang ihrer Karriere 1400 Euro und in einer Führungsposition als Chef der Kabine rund 5000 Euro brutto verdienen, vor und nach dem Flug Arbeiten übernehmen, die aber nicht bezahlt würden, kritisierte Müller. Eine konkrete Lohnforderung habe die UFO aber nicht.

Dabei könnten auch die Mitarbeiter in den Kabinen die Lufthansa bei einem Streik empfindlich treffen: So ist bei den Stewardessen eine Minimalbesetzung gesetzlich vorgeschrieben. Für jeweils 50 Fluggäste müsse ein Flugbegleiter an Bord sein, sagte Andreas Bartels von der Lufthansa dem Abendblatt.