Berlin. Eigentlich ist es für Bertelsmann im Krisenjahr 2009 noch gut gelaufen: Der Umsatz des größten europäischen Medienkonzerns ging nur um 5,4 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro zurück. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern lag immerhin bei 1,4 Milliarden Euro, nach 1,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Davon blieben unterm Strich nicht zuletzt wegen hoher Restrukturierungsaufwendungen und Abschreibungen aber nur 35 Millionen Euro übrig, nach einem Plus von 270 Millionen Euro im Vorjahr.

War das der Grund, warum Vorstandschef Hartmut Ostrowski bei der Vorstellung der Zahlen seines Unternehmens einen eher unfrohen Eindruck machte? "Bertelsmann ist und Bertelsmann bleibt ein ertragsstarkes Unternehmen", las er ohne jede Betonung vom Blatt. Nun ist bekannt, dass der Ostwestfale Ostrowski, der den Konzern bisher sehr ordentlich durch die Krise geführt hat, nicht zum Überschwang neigt. Aber muss er deshalb im Ungefähren bleiben, wenn er über den künftigen Kurs seines Hauses spricht?

Natürlich will Bertelsmann in Zukunft mit digitalen Geschäften wachsen. Doch bei der Bestandsaufnahme blieb Ostrowski schmallippig. Es sei "wenig sinnvoll, scheinbar digitale Umsätze und scheinbar nicht digitale Umsätze getrennt zu betrachten", sagte er. Dann murmelte der Bertelsmann-Chef noch etwas von einem neuen Unternehmensbereich, über den man nachdenke, wollte aber nicht konkreter werden. Zuvor hatte er in seiner Rede "Bildung" als mögliches Wachstumsfeld identifiziert. Doch über dieses Geschäftsfeld machen sie sich bei Bertelsmann schon seit Jahren Gedanken, die bislang zu nichts führten.

Von Gruner + Jahr will sich Ostrowski entgegen anderslautender Gerüchte nicht trennen. Das Hamburger Zeitschriftenhaus machte 2009 unterm Strich einen Verlust von 18 Millionen Euro.

Weniger eindeutig ist die Reaktion des Vorstandschefs auf Spekulationen, nach denen Bertelsmann seinen 90,5-Prozent-Anteil an der ertragsstarken RTL Group auf 51 bis 75 Prozent absenken will. Er könne sich vorstellen, den Anteil auf 100 Prozent aufzustocken, wolle aber auch eine Reduzierung nicht ausschließen.

So blieb der Ausblick auf 2010, dem Jahr - in dem der Medienkonzern sein 175-jähriges Bestehen feiert - seltsam unbestimmt. Größere Investitionen stehen wohl nicht an. Eher dürfte es Bertelsmann darum gehen, den Schuldenberg von sechs Milliarden, der 2009 bereits um 600 Millionen Euro reduziert wurde, weiter abzubauen. Drastische Maßnahmen wie im Vorjahr, als 4500 Stellen gestrichen und über eine Milliarde Euro eingespart wurden, sind 2010 aber nicht zu erwarten.