Viele Anbieter wollen vom rasanten Wachstum im Netz profitieren - darunter auch die Elektronikriesen Saturn und Media Markt.

Hamburg. Die Website ist störrisch. "Bitte Markt wählen", beharrt das Portal von Saturn. Nach erfolgter Auswahl ist es immerhin bereit, Informationen zur Produktpalette anzuzeigen. Das Internet selbst, die virtuelle Welt der unbegrenzten Einkaufsmöglichkeiten, sieht der Elektronikhändler offenbar nicht als Markt.

Zumindest noch nicht. Denn die Online-Offensive ist in Planung, wie Metro-Chef Eckhard Cordes, zu dessen Handelskonzern auch die Elektroniktöchter Saturn und Media Markt gehören, jüngst verkündete.

"Wir sind sehr spät dran bei dem Thema", räumte er ein. Aber: "Zum Handel von morgen gehört das Thema E-Commerce in all seinen Facetten - das ist meine tiefe Überzeugung." So sollen Media Markt und Saturn als Pilotprojekt schon im zweiten Quartal ihre Onlineshops in den Niederlanden und Österreich öffnen und bei Erfolg auf Deutschland ausweiten. Bislang boten die Websites der Elektronikketten nur wenige interaktive Funktionen wie Musik zum Herunterladen oder die Reservierung von Technikartikeln zum Abholen in den Filialen. Auch die weiteren Vertriebslinien des Metrokonzerns wie Kaufhof und Real sollen verstärkt ins Onlinegeschäft einsteigen.

Der Metro-Chef ist nicht der einzige Manager, der in diesen Tagen seine Internetstrategie überdenkt. Auch Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub investiert in Onlineshops wie Brands4friends und Zalando. Denn die Wachstumsraten im Netz müssen all jene aufhorchen lassen, die sich über die rückläufigen Umsätze im stationären Handel ärgern. Im Internet steigt das Umsatzvolumen rasant: 2009 ist der Online-Umsatz mit Waren in Deutschland um rund 16 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro gewachsen - und macht somit knapp fünf Prozent des gesamten deutschen Einzelhandels aus.

"E-Commerce ist ein extrem dynamisch wachsendes Segment, da lässt sich Geld verdienen", sagt Boris Planer, Handelsexperte von Planet Retail. Unternehmen, die ihre Heimat im Stationärhandel haben, hatten 2009 nach Verbandsangaben mit einem Plus von 50 Prozent die größten Zuwächse im Onlinegeschäft. Ihr Vorteil: Der Kunde kennt die Marke bereits, er vertraut auf die Zuverlässigkeit des Unternehmens.

Darauf bauen immer mehr traditionelle Einzelhandelsketten. Selbst Discounter wie Plus, Lidl oder Schlecker bieten ihr Nonfood-Sortiment online zum Bestellen an. Auch H&M, C&A und Thalia bewerben ihre Onlineshops kräftig. "So können sich Ketten neue Zielgruppen im Internet erschließen", sagt Oliver Claas vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels. Zudem haben Firmen im Netz die Chance, ihr Sortiment deutlich auszuweiten. So wie Walmart: Der US-Discountriese dünnt derzeit das Sortiment in den Filialen aus, um sie übersichtlicher zu gestalten. Im Netz ist der Platz hingegen unendlich. Zudem gilt beim E-Commerce ein gesetzliches 14-tägiges Widerrufsrecht, im stationären Handel sind die Kunden auf die Kulanz des Händlers angewiesen.

Für die Metro, die sich derzeit mit Details zu den neuen Webshops zurückhält, wird der Schritt dennoch kein Spaziergang. "Das Internet kann ein Minenfeld sein", sagt Handelsexperte Planer. Angesichts der unzähligen Preisvergleichsmaschinen müsse das Angebot wettbewerbsfähig sein. "Dumpingpreise werden aber in den eigenen Reihen nicht akzeptiert."

Der Grund liegt in der Unternehmensstruktur von Media Markt und Saturn: Die Geschäftsführer der Filialen sind mit jeweils zehn Prozent an ihren Häusern beteiligt und bestimmen ihre Preispolitik selbst. Eine Beteiligung am Gewinn des Webshops könnte die Lösung sein - und sich auszahlen: "Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich der Onlineshop bei vielen Händlern schnell als die umsatzstärkste Filiale etabliert", heißt es beim Bundesverband des Versandhandels.