So ein richtiges Vollkornbrot, wie man es auf Reisen ins Ausland spätestens nach zwei Wochen schmerzlich vermisst, kann doch nicht ernsthaft mit ein paar Körnchen Salz auskommen? Will die EU mit einem Angriff auf den Salzgehalt in Backwaren die Geschmäcker vereinheitlichen? Plant Brüssel, den Bayern die Salzbrez'n zu nehmen und den Briten ihre faden Toasts schönzureden?

Die deutschen Bäcker befürchten, dass die EU eine Vorschrift für einen maximalen Salzgehalt im Brot durchsetzen will. Damit würde es für deutsches Vollkornbrot, das traditionell recht salzig ist, eng werden. "Uns droht ein europäischer Einheitsbrei, eine abenteuerliche Bevormundung des Bürgers", sagte gestern Peter Becker, Bäckermeister aus Harburg und Präsident des deutschen Bäckerverbands, dem Abendblatt.

Gestern informierten deutsche Bäcker auf einer Pressekonferenz über die neuen EU-Regeln für ihre Zunft. Dabei ist allerdings bei der Diskussion, die heiß gelaufen ist wie eine Backstube, noch gar nichts beschlossen. Fakt ist, dass die EU-Kommission geäußert hat, dass sie ein Brot mit mehr als 1,2 Prozent Salz bezogen auf den Mehlanteil nicht als "gesund" betrachtet. Folglich dürften die Anbieter etwa von recht salzigen Voll- oder Mischkornbroten, dem typisch deutschen Kulturgut also, dieses auch in der Werbung nicht mehr als "gesund" bezeichnen. Allerdings stehen bei den Bäckern nicht nur die kulinarischen Vorlieben der deutschen Brotfans, sondern auch wirtschaftliche Drohszenarien hinter den Protesten gegen die EU. Sollte ein weniger salziges Brot zum Standard werden und die Brotspezialitäten verdrängen, sehen die deutschen Bäcker schwarz. Dann könnten große Brotfabriken, wie es sie schon in Großbritannien gibt, die kleinen, bisher eher individuell arbeitenden Handwerksbetriebe bedrohen, befürchtet Becker.

Trotz der EU-Diskussion haben die Verbraucher jedoch keine gesalzenen Preise zu befürchten: Backwaren dürften in diesem Jahr nur leicht teurer werden, versicherte gestern der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks.