Hamburg. Bei Deutschlands größtem Getränkelieferanten Coca-Cola drohen im Frühjahr, wenn der Durst auf kühle Getränke gerade wieder zunimmt, Streiks. Hintergrund ist der seit Monaten schwelende Konflikt zwischen Vorstand und Arbeitnehmern über eine Beschäftigungssicherung für die nächsten Jahre. Der alte Unternehmenstarifvertrag für die 11 000 Mitarbeiter läuft aus, aber die Tarifparteien haben sich auch nach sieben bisherigen Verhandlungsrunden nicht einigen können. Verläuft auch die nächste Verhandlung ergebnislos, "gehen wir in Warnstreiks", sagte Claus-Harald Güster, der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). "Sollte es dann zu einem unbefristeten Streik kommen, können wir die Vertriebskanäle ganz schnell trocken legen", warnte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft.

Auf die Beschäftigten der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG in Deutschland kommen nach Angaben der NGG die Schließung von 20 Vertriebsstandorten und das Aus für vier von 25 Produktionen zu. "Im schlimmsten Fall könnten nach unseren Berechnungen damit bis zu 4000 Arbeitsplätze wegfallen", sagte Gesamtbetriebsrat Johan Botella. Wo die Einschnitte drohen, konnte Botella noch nicht sagen. Bei Coca-Cola selber hieß es dazu, es gebe noch keine Detailpläne für einen Abbau. Im Norden ist Coca-Cola neben Hamburg mit 200 Mitarbeitern unter anderem an den Standorten Bremen, Mölln, Lüneburg, Oldenburg und Neumünster vertreten. Eine Produktion gibt es in Hamburg seit einigen Jahren aber nicht mehr.

Gewerkschaft und Beschäftigte fordern in den Verhandlungen neben der Beschäftigungssicherung sieben Prozent mehr Lohn. Sie bieten im Gegenzug aber an, bei hoher Nachfrage für Getränke etwa im Sommer längere Schichten ohne Lohnausgleich zu arbeiten.

Den Arbeitnehmern ist auch ein Dorn im Auge, dass Coca-Cola plant, seine Abfüll-Standorte in Deutschland 2012 zu verkaufen. Für Coca-Cola mit Sitz in Atlanta ist Deutschland zwar weltweit der fünftgrößte Markt. Allerdings macht dem Konzern hier die zunehmende Marktmacht der Discounter zu schaffen. Zum einen bringen Aldi, Lidl und Co. eigene Cola-Getränke auf den Markt, die sie bereits für 19 Cent pro Liter anbieten. Für Coca-Cola mit seinen erheblichen Werbeaufwendungen für die wertvollste Marke der Welt ist ein solcher Preis unrealistisch. Die Marke soll in Deutschland derzeit nur mit einer Rendite von einem Prozent wirtschaften, sagte Gesamtbetriebsratschef Johan Botella. Ziel des Konzerns seien aber sechs bis acht Prozent.

Dazu kommt, dass die Discounter meist nur Einweg- und keine Mehrwegflaschen verkaufen. Dadurch ist der Anteil der Einwegflaschen in Deutschland schon auf 70 Prozent gestiegen. Coca-Cola verkauft aber nach wie vor zu 70 Prozent Mehrwegverpackungen und hat seine Organisation darauf abgestellt. Eine Umstellung auf mehr Einwegflaschen würde nach Angaben der Gewerkschaft ebenfalls Arbeitsplätze bedrohen.