Washington/Paris. Der europäische Flugzeugbauer Airbus könnte wieder in das Rennen um den Milliardenauftrag der US-Regierung für Tankflugzeuge einsteigen. Das Pentagon erwägt, die Frist der Ausschreibung zu verlängern, um dem Unternehmen einen Wiedereinstieg zu ermöglichen. Der Airbus-Mutterkonzern EADS teilte am Freitag mit, er werde nur ein neues Angebot vorlegen, wenn "faire Chancen" auf Erfolg bestünden.

Das US-Verteidigungsministerium sei benachrichtigt worden, dass EADS nicht ausschließe, wieder in das Bieterverfahren einzusteigen, teilte Ministeriumssprecher Geoff Morrell mit. "Wenn nötig, können wir eine Verlängerung der Frist für die Angebote in Erwägung ziehen." Ein solcher Schritt sei ohnehin "nicht unüblich". EADS-Chef Louis Gallois hatte zuvor in New York angedeutet, der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern könne ein neues Angebot vorlegen; bis Mai sei dies aber nicht möglich. Die Frist für Angebote würde eigentlich Mitte Mai ablaufen.

EADS und sein US-Partner Northrop Grumman hatten sich vergangene Woche aus der Ausschreibung für das Luftbetankungsflugzeug für die US-Luftwaffe zurückgezogen. Als Grund nannten sie, dass die Ausschreibung auf den US-Konkurrenten Boeing zugeschnitten sei. Dies hatte für Empörung in Europa geführt. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) kritisierte "Anzeichen von Protektionismus". Das Pentagon wies die Vorwürfe zurück.

Ministeriumssprecher Morrell betonte nun, das Pentagon strebe einen "fairen und offenen Wettbewerb" an. Das Ministerium würde einen Wiedereinstieg von Airbus daher "begrüßen". Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr jedoch aus informierten Kreisen, das Pentagon strebe an, die seit Jahren laufende Ausschreibung schnellstmöglich abzuschließen. Dabei werde das Angebot von Boeing bevorzugt. Bei der Ausschreibung des US-Ministeriums geht es um den Bau von 179 Tankflugzeugen für 35 Milliarden Dollar. Eine erste Ausschreibung hatte 2003 Boeing gewonnen, in einem zweiten Verfahren setzten sich EADS und Northrop Grumman durch. Beide Vergabeverfahren wurden allerdings annulliert, der Auftrag jeweils neu ausgeschrieben.

Unterdessen meldete am Freitag der Autobauer Daimler, EADS die Treue zu halten. Die Stuttgarter beteiligen sich weiterhin an dem Mutterkonzern von Airbus. Ihre Möglichkeit, zum 1. Juli auszusteigen, nutzen die Stuttgarter nicht.