München. Siemens setzt erneut den Rotstift an: Der Technologiekonzern will bis 2011 in seiner IT-Sparte SIS 4200 Jobs abbauen. In Deutschland sind 2000 Arbeitsplätze betroffen. Der Abbau trifft vor allem große Standorte wie München, Paderborn und den Großraum Nürnberg/Erlangen, teilte das Unternehmen gestern mit. Die Auswirkungen auf Hamburg wurden noch nicht konkretisiert. In der Hansestadt arbeiten in dem Bereich 90 Beschäftigte. Zudem soll die Sparte umstrukturiert und noch dieses Jahr als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert werden.

Personalvorstand Siegfried Russwurm begründete den Abbau mit Anpassungen an das Geschäftsvolumen, das in den vergangenen zwei Jahren um 13 Prozent zurückgegangen sei. Die IT-Sparte hat derzeit noch 35 000 Mitarbeiter, 9700 davon in Deutschland. 2009 erzielte der Bereich 90 Millionen Euro Gewinn, das Ergebnis sinkt nach Konzernangaben seit drei Jahren. Erst Ende Januar hat Siemens den Abbau von 2000 Arbeitsplätzen im Industriegeschäft angekündigt.

Im Zuge der Umstrukturierung will Siemens die Zahl der Geschäftseinheiten bei SIS von jetzt sieben auf dann nur noch zwei - IT-Outsourcing und IT-Lösungen - reduzieren. Randaktivitäten sollen abgegeben werden. Damit solle die IT-Sparte fit für die Zukunft gemacht werden, erklärte der Konzern. Bis 2012 würden 500 Millionen Euro bei SIS investiert. Russwurm kündigte an, den Jobabbau verantwortungsvoll umzusetzen. Siemens wolle alle Möglichkeiten für freiwillige Maßnahmen wie beispielsweise Aufhebungsverträge nutzen. Zudem sollten befristete Arbeitsverträge auslaufen. Der Konzern kündigte an, unverzüglich Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern aufzunehmen. Betriebsbedingte Kündigungen schloss Russwurm nicht aus, betonte aber, sie seien nur das allerletzte Mittel. Wie aus Branchenkreisen zu hören war, soll der Stellenabbau einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten.

Die IG Metall und der Siemens-Gesamtbetriebsrat kritisierten den geplanten Stellenabbau. "Die SIS-Beschäftigten leisten seit über drei Jahren ihren Beitrag zur Kosteneffizienz. Trotzdem hat es weder grundlegende Veränderungen im Management noch ein tragfähiges Konzept gegeben", sagte Dieter Scheitor, der Unternehmensbeauftragte der IG Metall für Siemens. "Den Versuch, diese Versäumnisse mit einer neuen Sparrunde zu kompensieren, lehnen wir ab." Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Lothar Adler, kritisierte, dass die Zukunft von rund 2000 Beschäftigten der IT-Sparte in Deutschland, die nicht in die künftige SIS wechselten, ungeklärt sei. SIS ist laut Siemens in vier Bereichen tätig. Die Sparte berät Kunden, setzt entsprechende Maßnahmen um, sie betreibt IT-Strukturen und baut für Siemens-Kunden maßgeschneiderte Lösungen.