Düsseldorf. Erstmals steht ein deutscher Banker in Zusammenhang mit der Finanzkrise vor Gericht. Nach der Beinahepleite der IKB-Bank hat deren Ex-Chef Stefan Ortseifen gestern jedoch seine Unschuld beteuert. "Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass mich im rechtlichen Sinn keine Schuld trifft", sagte der 59-Jährige zum Prozessauftakt vor dem Düsseldorfer Landgericht.

Zugleich erhob Ortseifen schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bank. Sie habe den Absturz der IKB ausgelöst, indem sie am 27. Juli 2007 ohne Vorwarnung ihre Geschäftsbeziehungen zur IKB einfror, als sie die langjährigen Handelslinien schloss, so Ortseifen. Dies sei vom Markt als "Fanal gegen die IKB" angesehen worden, habe zur Zerstörung der Reputation der IKB geführt und eine "Vertrauensstörung" ausgelöst.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bankmanager unterdessen Börsenkursmanipulation und Untreue vor. Die Krise der IKB war durch strukturierte Wertpapiere in den Zweckgesellschaften der IKB entstanden, die auf zweitklassigen US-Immobilienkrediten fußten. Die Rettung der IKB kostete beinahe zehn Milliarden Euro. Ortseifen soll die Lage der Bank wenige Tage vor deren Absturz mit einer Pressemitteilung irreführend geschönt und außerdem seine Dienstvilla ohne Zustimmung des Aufsichtsrats für 120 000 Euro ausgebaut haben.

Die umstrittene Pressemitteilung der IKB vom 20. Juli 2007 "war nach damaligem Stand inhaltlich korrekt und nicht zu beanstanden", widersprach Ortseifen. Die Vorsitzende Richterin Brigitte Koppenhöfer entgegnete wiederum, dass die Strafkammer "nach vorläufiger Bewertung" zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Pressemitteilung sehr wohl irreführend gewesen sei.

Staatsanwalt Nils Bußee sagte, die Pressemitteilung habe bereits absehbare Ausfallrisiken von 171 Millionen US-Dollar nicht erwähnt. Sie habe stattdessen den Eindruck erweckt, die IKB sei insgesamt lediglich mit einem einstelligen Millionenbetrag von der Hypothekenkrise betroffen. Die Mitteilung sei von vielen Anlegern als Entwarnung für das gesamte IKB-Geschäft verstanden worden.

Das Gericht hat für den Prozess 15 Verhandlungstage angesetzt und 22 Zeugen geladen. Das Urteil ist für den 26. Mai geplant, nächster Prozesstag ist der 25. März.