Hamburg. Wolfgang Burgard (62) musste wieder ran. Eigentlich hatte der Chef von Carlsberg Deutschland, zu dem auch Holsten gehört, sich schon vor mehr als einem Jahr von seinem Amt verabschiedet. Doch dann stimmte die Chemie zwischen seinem Nachfolger und Carlsberg nicht. Im November wurde Burgard wieder geholt.

Am Freitag sprach der Chef der deutschen Tochter des weltweit viertgrößten Brauers wieder einmal über sinkende Absatzzahlen. Ein Trend, der sich seit Jahren fortsetzt: Die Deutschen trinken immer weniger Bier. 2009 schrumpfte der Absatz um mehr als zwei Prozent auf 110 Liter pro Kopf. Carlsberg hat sich laut Burgard allerdings gut behauptet und konnte in Norddeutschland, wo der Konzern die Nummer eins ist, weitere Marktanteile gewinnen. Der Bierabsatz lag bei 5,27 Millionen Hektolitern und damit unter dem Wert von 6,23 Millionen 2008, was am Verkauf der Feldschlösschen-Brauerei in Braunschweig im vergangenen Jahr lag.

Auch 2010 will Carlsberg weiter in Deutschland wachsen. "In dem Verdrängungswettbewerb am Markt haben wir uns für einen klaren Kurs entschieden und sind gut gerüstet", sagte Burgard optimistisch. So will das Unternehmen seine fünf verbliebenen Marken Astra, Holsten, Duckstein, Carlsberg und Lübzer weiter ausbauen. Unter anderem sei denkbar, dass Lübzer auch in Hamburg angeboten wird.

Allerdings könnte das Jahr schwierig werden. Allein in der Gastronomie war der Bierabsatz in den ersten Monaten im Schnitt um zehn Prozent rückläufig. Verantwortlich seien dafür vor allem das schlechte Wetter, die Wirtschaftskrise und die Rauchverbote in Gaststätten. Carlsberg will deshalb künftig noch enger mit den Gastronomen zusammenarbeiten.

Aktuell setzt Burgard auf die Fußball-WM in Südafrika. Kunden gewinnen und halten will der Konzern unter anderem mit kleinen Geschenken. So soll es im Sommer zum Kasten Bier eine Vuvuzela - eine traditionelle südafrikanische Trompete - in Schwarz-Rot-Gold geben. Zudem kommt in den Farben eine Bierdose mit mehr Inhalt zum gleichen Preis in den Handel. Profitieren möchte die Marke Astra vom 100. Geburtstag des FC St. Pauli. "Vielleicht schafft Pauli den Sprung in die erste Liga", sagte Burgard, der selbst mit einem "Alt-Herren-Team" aus Hamburgs Wirtschaft und Politik manchmal Fußball spielt.