Hamburg. Es wurde schon seit Monaten angekündigt, jetzt setzt der schwedische Energieversorger Vattenfall seinen Plan um: Der Konzern, der auch in Hamburg Marktführer ist, hat mit vielen Interessenten gesprochen, die seine deutschen Überlandleitungen übernehmen wollen. Jetzt ist Vattenfall Branchenkennern zufolge mit dem belgischen Netzbetreiber Elia handelseinig geworden. Die Belgier werden die Leitungen demnach gemeinsam mit einem australischen Finanzinvestor kaufen.

Alle deutschen Höchstspannungsnetze gehören den größten Energiekonzernen E.on, RWE, Vattenfall und EnBw. Dass damit nur vier Unternehmen die Kontrolle über die wichtigsten, das ganze Land umfassenden Transportwege im deutschen Strommarkt haben, hat die Politik und die Bundesnetzagentur schon lange gestört. Der Verdacht bestand, dass die vier mithilfe ihres Stromnetzes den Wettbewerb auf dem Markt behindern. Denn jeder Anbieter, der Strom etwa aus Kohle- oder Atomkraftwerken über weite Strecken transportieren will, ist auf die Höchstspannungsnetze angewiesen. Die Konzerne wehrten sich immer gegen den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung. Dennoch hatte die Bundesregierung den Plan, dass alle Überlandleitungen in einer neuen deutschen Netzgesellschaft gebündelt werden und so jedem die gleichen Zugangsbedingungen gewährt werden.

Doch das wollten Vattenfall und die anderen drei Konzerne nicht. So entzog sich Mitbewerber E.on dem geplanten neuen Unternehmen, indem er noch vor Vattenfall sein Netz für eine Milliarde Euro abgegeben hat. Das Hamburger Stromnetz ist von dem Verkauf nicht betroffen, da es regional begrenzt ist und zur Versorgung der Haushalte und Firmen in der Stadt dient. Wie viele Mitarbeiter von dem Verkauf betroffen sind, ist noch offen. Allerdings können sie sich darauf berufen, dass betriebsbedingte Kündigungen bis 2012 ausgeschlossen sind.