Berlin/Paris. Das Aus für den Airbus-Mutterkonzern EADS im Bieterverfahren um den US-Tankjet-Auftrag wird ein Nachspiel haben. Deutschland will den Fall bei der Welthandelsorganisation WTO zur Sprache bringen. "Das wird in das Verfahren bei der WTO einzubeziehen sein", sagte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Bei der WTO laufen seit Längerem zwei Verfahren, in denen sich EADS und der US-Konkurrent Boeing wegen Staatshilfen beim Bau von zivilen Flugzeugen gegenseitig verklagt haben. Brüderle sagte dazu: "Dort hat Amerika ja Europa verklagt, angeblich wegen unfairer Praktiken. Jetzt haben wir einen Gegenbeleg."

In Frankreich will man die angebliche Benachteiligung des europäischen Konzerns auf die politische Ebene heben. So will der Staatspräsident Nicolas Sarkozy seinem Ärger über den verpassten EADS-Auftrag bei US-Präsident Barack Obama Luft machen. Sarkozy werde das Thema bei seinem Treffen mit Obama am 30. März im Weißen Haus zur Sprache bringen, teilte Regierungssprecher Luc Chatel mit.

Der französische Europaminister Pierre Lellouche sprach von einem Affront. Der Rückzug von EADS sei eine "schwerwiegende" Sache, die "Konsequenzen" haben werde, sagte Lellouche. "Diese Affäre ist keineswegs abgeschlossen." Auch wenn Rüstungsaufträge nicht unter "das klassische internationale Recht" innerhalb der Welthandelsorganisation WTO fielen, "werden wir reagieren". Europa dürfe vor den durch das Pentagon geschaffenen Tatsachen nicht schweigen. Die Europäer müssten "sich Respekt verschaffen", sagte Lellouche.

Der EADS-Konzern und sein US-Partner Northrop Grumman hatten am Montag ihren Ausstieg aus dem Bieterrennen um den Großauftrag erklärt. Als Grund gaben sie an, dass die Ausschreibung klar auf den US-Konkurrenten Boeing zugeschnitten sei. Bei dem Auftrag geht es um den Bau von 179 Tankflugzeugen für 35 Milliarden Dollar (25,8 Milliarden Euro).

Dass die US-Regierung den Fall nun noch einmal aufrollen wird, gilt als eher unwahrscheinlich. "Der Umgang der Air Force mit der Ausschreibung erscheint rechtmäßig", sagte Senator John McCain über das Ergebnis. "Damit wäre es für den Kongress schwierig einzuschreiten, selbst wenn sich einige mehr Wettbewerb gewünscht hätten."