Hamburg/Ijmuiden. Weltweit zum ersten Mal wird Windenergie in der modernen Hochseefischerei genutzt: Deutschlands größtes Fischereifahrzeug, die 141 Meter lange "Maartje Theadora", ist gestern im niederländischen Ijmuiden zu einer kurzen "Jungfernfahrt" mit einem Drachensegel des Hamburger Technologieunternehmens SkySails ausgelaufen. Weil nur schwacher Wind wehte, wurde das Segel im Gleitschirmlook nach kurzer Erprobung wieder eingeholt. Der Fischtrawler soll Mitte dieser Woche zu einer ersten Fangfahrt mit dem Segel in Richtung Südamerika und in den Südpazifik starten.

"Als einer der größten europäischen Fischereiunternehmen sehen wir es als wichtige Aufgabe an, eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Fischerei einzunehmen", sagte Uwe Richter, Geschäftsführer der zur niederländischen Parlevliet & Van der Plas-Gruppe gehörenden Westbank Hochseefischerei in Sassnitz. Bei optimalem Wind soll das Segel eine ähnliche Zugkraft entwickeln wie eine Düse des kleinsten Airbus A318. "Mit dem SkySails-System ist es möglich, den Verbrauch um bis zu 50 Prozent zu reduzieren", glaubt Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD).

Die Hamburger wollen nun erproben, wie das System auf Kursänderungen während der Schleppnetzfischerei reagiert. "Das Segel muss sich automatisch anpassen, ohne dass an Bord Arbeit anfällt", so Stephan Brabeck, technischer Geschäftsführer von SkySails. Die "Maartje Theadora" zieht ihr 150 Meter breites Netz mit sechs Knoten. Auch dabei und nicht nur während der Fahrten zu den Fanggründen, soll das Segel helfen. Das Projekt wird vom Europäischen Fischereifonds mit 583 000 und von Mecklenburg-Vorpommern mit 194 000 Euro gefördert, so Backhaus. Er war gestern mit an Bord.