Hamburg. Die Handelskammer Hamburg schlägt Alarm. Präses Frank Horch sorgt sich um die chemische Industrie im Norden, auf die hohe Zusatzkosten zukommen. Der Hintergrund: Die 200 bis 250 Firmen, die Mehrzahl von ihnen Mittelständler, müssen damit beginnen, die von ihnen hergestellten oder importierten Chemikalien bei der Europäischen Chemiekalienagentur ECHA in Helsinki registrieren zu lassen.

Durch den enormen bürokratischen Aufwand und die hohen Kosten für das Agenturprogramm Reach könnten jedoch vor allem auf kleine und mittlere Firmen existenzielle Belastungen zukommen, schreibt die Kammer in einem Brief an Bürgermeister Ole von Beust. Der CDU-Politiker soll sich nun für niedrigere Registrierungskosten einsetzen. "Schon an Gebühren kommen je nach Umsatzhöhe der Firmen zwischen 1600 und 31 000 Euro pro Stoff zusammen", sagt Lutz Düshop, Geschäftsführer des Hamburger Drogen- und Chemikalienvereins, der etwa 100 Importfirmen vertritt. Durch die notwendige Prüfarbeit von Laboren, externen Experten sowie Testkosten, erhöhen sich die Kosten auf 80 000 pro Stoff und bis zu 2,3 Millionen Euro je Firma, ergab eine Umfrage der Kammer.

Viele Firmen befürchten danach, dass sie ihren Handel einschränken müssen. "Der Wettbewerb auf dem Chemikalienmarkt wird leiden, was durch steigende Preise auch Konsequenzen für die Verbraucher hat", schreiben Horch und Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz an von Beust.

Als Erstes müssen jetzt Firmen, die mehr als 1000 Tonnen einer Chemikalie nutzen, zum 1. Dezember ihre Angaben zur Registrierung vorlegen. Ohne das ECHA-Siegel sind künftig Produktion, Vermarktung und Verarbeitung von chemischen Stoffen in der EU verboten. Ziel der Registrierung ist es, mehr Kenntnisse über die verwendeten Stoffe zentral abrufen zu können. Betroffen dürften mehr als 100 000 Substanzen sein.