Reykjavik. Das Ergebnis überraschte nach den vielen Protesten kaum jemanden: Mit der überwältigenden Mehrheit von gut 93 Prozent haben die isländischen Wähler am Wochenende eine Entschädigung ausländischer Regierungen für die Pleite der Icesave-Bank abgelehnt. Bei einer Volksabstimmung sprachen sich nur 1,8 Prozent der Bürger für die Zahlung von 3,9 Milliarden Euro an Großbritannien und die Niederlande aus. Die übrigen Stimmen waren ungültig. Damit widersetzten sich die Isländer sowohl internationalem Druck als auch ihrem eigenen Parlament. Die Isländer wollten nicht für das Versagen "gieriger Banker" einfach so zur Kasse gebeten werden, interpretierte der isländische Präsident Olafur Grimsson die Abstimmung.

Die Regierungen in Den Haag und London hatten britischen und niederländischen Icesave-Kunden ihre Einlagen bei der Bank ersetzt und erwarten nun von Island eine Kompensation. Das Referendum bezog sich auf die ursprünglich ausgehandelten Rückzahlungsbedingungen, die unter anderem einen Zinssatz von 5,5 Prozent vorsahen. Umgerechnet auf die 320 000 Einwohner Islands hätte dies bedeutet, dass jeder Bürger acht Jahre lang umgerechnet 100 Euro monatlich zahlen müsste.

Island werde sich nun in Verhandlungen mit Großbritannien und den Niederlanden um eine günstigere Lösung bemühen, sagte die Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir. Die Regierungen in London und Den Haag hätten bereits angeboten, die Konditionen für die Rückzahlung zu entschärfen.

Die Verweigerung der Zahlungen könnte die Probleme Islands dennoch verschärfen. So dringt der Internationale Währungsfonds (IWF), von dem Island einen Kredit über 4,6 Milliarden Dollar erwartet, auf eine Rückzahlung der Auslandsschulden. Überdies könnte die Bonitätsbewertung Islands wegen des Neins bei der Volksabstimmung weiter herabgestuft werden.