Bonn. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin will das Wetten auf fallende Aktienkurse erschweren. Für Leerverkäufe bei Aktien großer Banken, Versicherer, Finanzdienstleister und der Deutschen Börse gilt von Ende März an eine neue, befristete Meldepflicht. Marktteilnehmer müssten dann Nettoleerverkaufspositionen ab 0,2 Prozent der Aufsichtsbehörde mitteilen und ab 0,5 Prozent veröffentlichen, teilte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gestern mit. Dies soll die Behörde in die Lage versetzen, im Bedarfsfall schnell und gezielt gegen Leerverkäufe vorzugehen. Die Regelung soll zunächst bis Ende Januar 2011 gelten.

Bei Leerverkäufen verkaufen Anleger - wie Hedgefonds - Aktien in der Hoffnung, sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückzukaufen und so Gewinne einzustreichen. Bei "gedeckten Leerverkäufen" leihen sich Investoren die zu verkaufenden Aktien. Bei "ungedeckten Leerverkäufen" verkaufen sie Aktien, ohne sie zuvor geliehen zu haben.

Die BaFin begründet die neue Regelung damit, Gefahren für den ordnungsgemäßen Wertpapierhandel und die Stabilität des Finanzsystems abwehren zu wollen. Die neue Vorschrift soll am 25. März in Kraft treten. Sie gilt neben den Papieren der Deutschen Börse für Aktien der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Postbank, der Aareal Bank und des Finanzdienstleister MLP. Außerdem sind die Anteilsscheine der Versicherer Allianz, Generali Deutschland sowie der Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück betroffen.

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 hatten mehrere Aufsichtsbehörden weltweit mit befristeten Notverfügungen "ungedeckte Leerverkäufe" untersagt. In Deutschland sind diese nach einem eineinhalbjährigen Verbot seit Anfang Februar wieder erlaubt. Leerverkäufe werden für Verwerfungen an den Börsen mitverantwortlich gemacht.

Das Finanzministerium will mit dem geplanten "Gesetzentwurf zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes" nach eigenen Angaben Vorschriften ergänzen und Risiken aus spekulativen Geschäften verringern.

Unterdessen dringt auch US-Präsident Barack Obama bei der Reform der Finanzbranche auf ein Verbot des Eigenhandels. Banken soll es nach einem entsprechenden Gesetzentwurf untersagt werden, in Hedgefonds oder private Beteiligungsgesellschaften zu investieren oder sie zu fördern.