In Großbritannien startet Sky dreidimensionalen TV-Kanal. Auch für Deutschland gibt es bereits Pläne.

München. Beim Fernsehen jagt eine Revolution die nächste. Während die TV-Branche und Zuschauer hierzulande den Massenstart des hochauflösenden Fernsehens (HDTV) zelebrieren, wird andernorts bereits die nächste Stufe gezündet. Im April startet der britische Bezahlsender Sky Europas ersten 3-D-Kanal auf der Insel. "2010 ist das Jahr für 3-D-TV", jubelt Sky-Manager Gerry O'Sullivan.

Für die dreidimensionale Technik, die mit dem 3-D-Spielfilm "Avatar" einen Schub erhalten hat, will er Privatkunden und Kneipenbesitzer vor allem mit Fußballspielen der Premier League begeistern. Geheimer Startschuss war vor wenigen Wochen. In neun britischen Pubs hatte Sky ausgewählte Besucher geladen, um dort das Spiel zwischen Arsenal London und Manchester United in 3-D zu zeigen. Das Urteil des Publikums war gemischt. Von "kaum besser als normales Fernsehen" bis Begeisterung reichte das Spektrum, erzählen Auserwählte, die der Demonstration beiwohnten. Auch der deutsche Sky-Ableger liebäugelt mit 3-D. Rekordverluste hemmen den Nachfolger von Premiere aber vorerst, mit einem 3-D-Angebot in Vorleistung zu gehen. Der neue deutsche Sky-Chef, Brian Sullivan, der im April den Sender übernimmt, gilt allerdings als TV-Innovator. Vorbereitungen zu einer 3-D-Demonstration von Sky Deutschland laufen bereits, verrät ein Insider. Es gebe hierzulande noch keinen konkreten Zeitplan für 3-D-TV, die Sky-Decoder heimischer Abonnenten für HDTV seien aber bereits 3-D-fähig, so Sullivan.

Wenn 3-D gesendet wird, brauchen Zuschauer aber auch einen neuen 3-D-Fernseher. Darin sehen Experten eine Hürde. Gerade kaufe TV-Deutschland neue HD-Geräte, um hochauflösend fernsehen zu können, da sei es schwer vermittelbar, dass die Anschaffung schon wieder überholt ist, warnt ein Kritiker.

Dennoch soll 3-D-TV bei der kommende Woche startenden Cebit in Hannover ein großes Thema werden. Asiatische Hersteller wollen erste Geräte vorstellen, die hierzulande noch 2010 auf den Markt kommen. Der deutsche Hersteller Loewe hat einen Prototyp fertig. Präsent ist auch die Münchner Hightech-Schmiede Fraunhofer-Institut. "Aus großer Skepsis ist Euphorie geworden", beschreibt der 3-D-Experte des Instituts, Ralf Schäfer, die 3-D-Stimmung in Wissenschaft und Industrie. Für Dynamik habe vor allem Hollywood gesorgt. 2010 seien rund 30 Filme in 3-D-Technik geplant, die im Kino für die neue Technik begeistern und dann auf Blueray-Scheiben gepresst auch im Wohnzimmer für Furore sorgen sollen. Für Verbraucher seien neben neuen Fernsehern und speziellen Abspielgeräten auch große 3-D-Brillen nötig. Die Vorstellung, dass eine Familie damit auf der Nase auf dem Sofa sitzt, lässt Schäfer allerdings schmunzeln und skeptisch werden. "Schon Kopfhörer im Wohnzimmer haben sich nicht durchgesetzt", sagt der Forscher. Erst wenn 3-D-TV ohne Brille möglich sei, könne ein massenhafter Durchbruch kommen. Daran forscht unter anderem Fraunhofer. In fünf bis sieben Jahren könnten bezahlbare 3-D-Geräte auf den Markt kommen, für die keine Brille mehr nötig ist. Dann werde es nicht nur für Kinos und die Blueray-Branche sondern auch für TV-Sender lukrativ.

Eine Scheibe vom Kuchen abschneiden könnten sich auch deutsche Firmen, sagt Schäfer. Bei der 3-D-Produktionstechnik seien deutsche Mittelständler wie der Kamerahersteller Arri weltweit führend. Bei den TV-Sendern sind neben Sky auch Japaner und Amerikaner dabei. In Japan sendet ein Anbieter stundenweise bereits 3-D-Programme. In den USA will der Sender ESPN zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika einen 3-D-Kanal starten und 25 Partien dreidimensional übertragen. "3-D-Fernsehen ist eine unglaublich spannende Entwicklung", sagt Sullivan und macht damit deutschen Zuschauern Hoffnung.