Berlin/Hamburg. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall steht unmittelbar vor dem Verkauf seines deutschen Stromübertragungsnetzes. Nach Informationen der "Welt" aus Finanzkreisen will der belgische Netzbetreiber Elia der Vattenfall Europe AG in diesen Tagen ein verbindliches Angebot über 800 Millionen Euro vorlegen. Nachdem die Finanzinvestoren Goldman Sachs, Deutsche Bank und Allianz gemeinsam bereits einen ähnlich hohen Betrag geboten hatten, steht die Entscheidung über den Verkauf der 9700 Kilometer langen Stromleitung jetzt zur Entscheidung an.

Der Bundesregierung droht mit einem Verkauf an die Belgier eine empfindliche energiepolitische Niederlage. Denn es war das erklärte Ziel der schwarz-gelben Koalition, aus den Übertragungsnetzen der vier Energieriesen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall eine Deutsche Netz AG zu schmieden. Im Koalitionsvertrag zwischen Union und FDP heißt es dazu: "Wir setzen uns dafür ein, die deutschen Übertragungsnetze in einer unabhängigen und kapitalmarktfähigen Netzgesellschaft zusammenzuführen."

Mit der nationalen Netz-Gesellschaft wollte die Politik unter anderem sicherstellen, dass die Stromleitungen für den Abtransport von Windenergie aus Norddeutschland ausgebaut werden. Auch sollte die nationale Netz AG den Wettbewerb auf dem Energiemarkt befördern und sich preisdämpfend auswirken. In der vergangenen Woche hatte E.on bereits den Verkauf seines Höchstspannungsnetzes an den niederländischen Netzbetreiber Tennet besiegelt.