Hamburg. Die Nervosität bei den Mitarbeitern von Ethicon, der Norderstedter Tochter des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson, steigt. Nachdem bereits 170 der 2300 Stellen abgebaut werden, fürchten sie jetzt einen weiteren Kahlschlag. Weitere 200 Jobs könnten durch die zunehmende Automatisierung in der Produktion wegfallen. Ethicon stellt unter anderem Fäden und Nadeln für Operationen her. Die 170 Jobs wurden gestrichen, weil die betreffende Produktion nach Mexiko abwandert.

"Es ist sogar zu befürchten, dass die gesamte Fertigung in Norderstedt aufgegeben wird", sagte Jan Eulen, Bezirksleiter der Gewerkschaft IG BCE, dem Abendblatt. 1200 Mitarbeiter wären davon betroffen. Andere Bereiche wie Marketing und Forschung sollen bleiben. Der US-Konzern hatte jüngst bekannt gegeben, dass er seine weltweit 24 Produktionsstandorte auf zwölf halbieren will. "Norderstedt ist und bleibt ein wichtiger und strategischer Standort für Johnson & Johnson", sagte dagegen Unternehmenssprecher Axel Wieczorek. Er kann sich sogar vorstellen, dass dort künftig hochwertige Produkte wie chirurgische Netze für Operationen produziert werden.

Doch einen Beschluss des Mutterkonzerns dazu gibt es noch nicht. Auch muss Johnson & Johnson noch entscheiden, welche Stellen durch die zunehmende Automatisierung wegfallen.

Eulen und Betriebsratschef Ayhan Öztürk sind darüber empört, dass sie von der Geschäftsleitung in Norderstedt Informationen nur häppchenweise erhalten. Wegen der "Salamitaktik" haben sie jetzt die Gespräche mit dem Management unterbrochen. Am 8. März gründen sie eine Tarifkommission und loten unter anderem Streikmöglichkeiten aus. "Wir wollen keine betriebsbedingten Kündigungen und eine Standortgarantie", nennt Eulen zwei der Forderungen.