Hamburg. Im Sommer 2009 sorgte der Einstieg des US-Milliardärs Warren Buffett beim Hamburger Logistikunternehmen Kromi bundesweit für Schlagzeilen. Nun, ein gutes halbes Jahr später, ist es wieder still geworden um das Unternehmen in Langenhorn. Dabei ist die börsennotierte Kromi AG - auch durch das Engagement Buffetts - relativ gut durch die jüngste Wirtschaftskrise gekommen.

Zwar macht Kromi weniger Umsatz, schreibt aber immerhin noch schwarze Zahlen. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs (das am 30. Juni begann) sank der Gewinn nach Steuern von 705 000 Euro auf nunmehr 192 000 Euro. Der Umsatz gab gleichzeitig um rund fünf Millionen auf 15,2 Millionen Euro nach. Die gute Nachricht für die Belegschaft: Kein Arbeitsplatz musste abgebaut werden.

Kromi versorgt Großunternehmen mit Werkzeugen wie Bohrer oder Fräsen. "Doch wenn unsere Kunden Kurzarbeit haben, brauchen sie natürlich keine Produkte von uns", sagt Vorstand Jörg Schubert dem Abendblatt.

Durch Buffetts Einstieg und wegen der Erlöse aus dem Börsengang 2007 hat Kromi derzeit trotz Krise keine Bankschulden. "Wir verfügen über liquide Mittel in Höhe von 10,5 Millionen Euro", so Finanzvorstand Uwe Pfeiffer. Das Geld soll verwendet werden, um weiteres Wachstum zu finanzieren. Neue Kunden, unter anderem in Italien und Osteuropa, wurden bereits gewonnen. "Seit Anfang Dezember kommen wieder Aufträge herein, zuvor hatten wir nur unverbindliche Anfragen", so Pfeiffer, der ein leichtes Wachstum in der zweiten Jahreshälfte erwartet.

Kromi ist kein reiner Großhändler, sondern übernimmt die gesamte Organisation der Ersatzteilversorgung eines Unternehmens. "Wenn wir einen neuen Kunden bekommen, kaufen wir als Erstes seine Lagerbestände auf", so Schubert. Dann wird die Teileversorgung komplett neu organisiert. Zum einen werde die Anzahl von Lieferanten reduziert. Zum anderen würden die zuvor weiten Wege vermieden, weil sich der Mitarbeiter des Unternehmens nahe seiner Produktionsstätte an einem speziell entwickelten Werkzeugautomaten bedienen kann. "Der funktioniert im Kern wie ein Cola-Automat. Der Mitarbeiter gibt eine Kennziffer ein, und schon wird das passende Werkzeug ausgespuckt", so Schubert.

Manchmal geschieht dies Schlag auf Schlag etwa bei Metallbohrern, die in der Regel nach höchstens 25 Minuten ausgetauscht werden müssen. Der Automat bucht automatisch aus, was entnommen wurde. "So wissen wir immer, wann nachgefüllt werden muss." Kleinteile und Zubehör stehen zudem nahe dem Automaten in einem Schrank. "20 Prozent der Arbeitszeit eines Maschinenbedieners betrifft die Suche nach dem passenden Werkzeug", erklärt Schubert, warum Firmen mit den Hamburgern zusammenarbeiten. Denn so lassen sich Lagerkosten deutlich senken.

Buffett findet das Konzept des knapp 90 Mitarbeiter starken Mittelständlers aus der Hansestadt offenbar weiterhin überzeugend. Über das israelische Unternehmen IMC hatte sich seine Investmentfirma Berkshire Hathaway im vergangenen Juni mit 9,09 Prozent an Kromi beteiligt. Buffett zahlte zehn Euro pro Kromi-Aktie - und damit fast das Doppelte des damaligen Börsenkurses. Geld verdient hat der US-Unternehmer, der noch nie bei Kromi persönlich gesehen wurde, mit seinem Investment allerdings bisher nicht. Die Aktie des Hamburger Unternehmens stand gestern bei 7,82 Euro. Doch es ist bekannt, dass Buffett ohnehin langfristig denkt.