70 Cent pro Anteilsschein gibt es bis 2012. Zudem möchte der Konzern Papiere zu einem höheren Preis zurückkaufen.

Hamburg. Mit einem äußerst ungewöhnlichen Schritt will die Deutsche Telekom die Abwanderung ihrer Aktionäre stoppen. Als erster Konzern im Deutschen Aktienindex (DAX) versprechen die Bonner den Investoren eine feste Ausschüttungssumme für die nächsten drei Jahre. Je 3,4 Milliarden Euro sollen es für die Geschäftsjahre 2010 bis 2012 sein. Dabei will die Telekom Dividenden von je mindestens 0,70 Euro zahlen. Weil dies nur 3,05 Milliarden Euro brächte, soll der Restbetrag den Anlegern gegebenenfalls in Form von Aktienrückkäufen zufließen.

Dennoch sank der Börsenkurs gestern um 1,3 Prozent auf 9,40 Euro. Denn Vorstandschef René Obermann konnte den Anlegern ihre Sorgen, die die T-Aktie schon in den vergangenen Jahren lustlos dahindümpeln ließ, mit der Vorlage des Jahresergebnisses 2009 nicht nehmen. So brach der Nettogewinn um mehr als drei Viertel auf nur noch 353 Millionen Euro ein. Verantwortlich dafür war eine schon bekannte Abschreibung von 1,8 Milliarden Euro auf den Wert des britischen Mobilfunkgeschäfts, im vierten Quartal kam noch eine Wertberichtigung von einer halben Milliarde Euro hinzu, die vor allem auf die griechische Tochter OTE entfiel.

Trotz des Gewinneinbruchs bleibt die Dividende für 2009 mit 0,78 Euro je Aktie - das entspricht insgesamt 3,4 Milliarden Euro - unverändert. Damit ergibt sich für die T-Aktie eine beachtliche Dividendenrendite von rund acht Prozent. Zumindest müssen die Anleger nun bis 2012 keinen Rückgang der Ausschüttung befürchten, und insofern sei die Ankündigung von Obermann positiv zu werten, urteilen Experten. "Nur klingt es so, als habe er das tun müssen, um die Aktionäre bei der Stange zu halten", sagte Rolf Drees, Wertpapier-Chefanalyst der WGZ Bank, dem Abendblatt. Denn auch die weiteren Aussichten für das Geschäft des Konzerns sind eher trüb. "Die gesamte Branche hat ein Problem", sagte Jochen Reichert vom Hamburger Analysehaus SES Research: "Sie muss hohe Investitionen in die Infrastruktur bewältigen, dem stehen aber stark sinkende Preise für die Dienstleistung gegenüber." Branchenexpertin Annemarie Schlüter von der Haspa sieht es ähnlich: "Zwar sind die Gewinnmargen der Telekommunikation im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen immer noch hoch, aber sie bröckeln seit Jahren ab" - und das schätzen Börsianer nicht.

Um die Kosten in den Griff zu bekommen, hat die Telekom in den vergangenen Jahren in Deutschland jeweils etliche Tausend Arbeitsplätze abgebaut. Und sie setzte vor allem auf Wachstum im Ausland, um den Kundenschwund im Heimatmarkt zumindest auszugleichen. Ohne den Zukauf der griechischen OTE wäre der Umsatz 2009 nicht um 4,8 Prozent auf 64,6 Milliarden Euro gestiegen - er wäre gesunken. Doch unter anderem bei der teuer erworbenen Mobilfunktochter in den USA läuft es nicht rund, sie hat zuletzt Marktanteile verloren.

Zudem sehe sich die Telekom einer besonderen Herausforderung gegenüber, sagte Schlüter: "Im Mobilfunk hat der Konzern erhebliche Investitionen vor sich. Weil die Kunden zunehmend Datendienste nutzen, droht eine Verstopfung des Netzes." Die Branche habe lange darauf gewartet, dass die Menschen über das Mobilfunknetz im Internet surfen. Dank Apple und seinen Produkten iPhone und iPad scheine dies nun im großen Maßstab Realität zu werden.

Im März will der Telekom-Chef seine "Strategie 2.0" als Antwort auf genau diese Herausforderungen präsentieren. Doch Analyst Drees hat seine Zweifel, dass damit alles besser wird: "Obermann ist ein guter Manager, aber auch er kann aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen."