Griechenland im Ausstand: Eine Welle von Streiks gegen die Sparmaßnahmen der Regierung hat das öffentliche Leben gestern in vielen Bereichen lahmgelegt. Sämtliche Flüge von und nach Griechenland fielen aus, U-Bahnen, Fähren und Busse verkehrten nicht. Geschlossen blieben Ämter, viele Schulen und Universitäten. Ärzte an öffentlichen Krankenhäusern behandelten nur Notfälle. Im Radio und Fernsehen gab es keine Nachrichten. Stattdessen kam es vielerorts zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Mit Tränengas und Schlagstöcken ging die Polizei gegen einige Randalierer vor, die Steine und Brandbomben auf die Einsatzkräfte schleuderten. Zwei Fotografen wurden verletzt, drei Randalierer festgenommen. Dem Streikaufruf der beiden größten griechischen Gewerkschaften, in denen rund 50 Prozent der fünf Millionen Arbeitnehmer Mitglied sind, folgten allein in Athen geschätzt rund 30 000 Menschen. Sie skandierten Sprüche gegen die Lohnkürzungen und den Abbau des Sozialstaates. Viele trugen Transparente mit Aufschriften wie "Die Krise sollen diejenigen zahlen, die das Geld haben und die großen Immobilien besitzen - Es reicht!" In anderen Städten gingen rund 10 000 Menschen auf die Straßen. Der Streikaufruf wurde allerdings nicht durchgängig befolgt. Zahlreiche Banken, Supermärkte und Einzelhändler blieben geöffnet. Mit einer Rosskur aus Lohnstopp, Steuererhöhungen und der Anhebung des Rentenalters will die Regierung das hohe Staatsdefizit von 12,7 Prozent um vier Punkte drücken. Binnen drei Jahren soll die Neuverschuldung auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts sinken. Unterdessen erhöhte gestern die EU-Kommission den Druck: Sie verklagte das hoch verschuldete Land wegen illegaler Steuerbeihilfen vor dem Europäischen Gerichtshof.
(HA)