Die Assekuranzen bieten den Kunden bessere Konditionen als Geldhäuser. Doch oft wollen Vertreter noch andere Produkte verkaufen.

Hamburg. Die Versicherer machen den Banken bei der Festgeldanlage Konkurrenz. Diese Angebote sind noch wenig bekannt, können aber im Konkurrenzkampf um die höchsten Zinsen mithalten. Die besten Konditionen ohne Einschränkungen bietet die AachenMünchener Versicherung mit ihrem Parkdepot und einem Zinssatz von 2,25 Prozent.

"Das Angebot wird rege genutzt", sagt Unternehmenssprecher Andreas Krosta. Der Zins wird für ein Jahr garantiert, doch der Kunde kann monatlich über sein Geld verfügen und bleibt so sehr flexibel. Damit ist die Anlage mit einem Ein-Monats-Festgeld vergleichbar, für das viele Banken weniger als ein halbes Prozent Zinsen zahlen.

Die besten Konditionen einer Bank mit deutscher Einlagensicherung kommen von der Degussa Bank mit 1,75 Prozent, wie die Übersicht des Finanzportals biallo.de zeigt (Vergleiche unter www.abend blatt.de/rechner). Die ungewöhnlich hohen Zinsen der Versicherer erklären sich mit dem Ziel, ausgezahlte Gelder nicht an Banken zu verlieren, etwa wenn eine Kapitallebensversicherung fällig wird. "Wir wollen den Kunden die Möglichkeit geben, das Geld einer ausgezahlten Police bei uns zu attraktiven Konditionen zu parken", sagt eine Sprecherin der Allianz. Dieses Angebot mit 1,60 Prozent hält mit den besten Bankangeboten Schritt und liegt deutlich über dem Marktniveau. Denn man kann es mit einem Drei-Monats-Festgeld vergleichen. "Der Durchschnittszins für ein dreimonatiges Festgeld liegt bei 0,70 Prozent", sagt Horst Biallo, Chef von biallo.de.

Die Bereitschaft der Versicherungskunden, gleich erneut in eine langfristige Anlage zu investieren, ist deutlich gesunken. Das Geschäft mit Kapitallebensversicherungen stagniert. "Die Versicherer fürchten, dass die Kunden mit dem Geld woanders hingehen", sagt Biallo. "Mit den sehr flexiblen Festgeldangeboten wollen die Anbieter Zeit gewinnen, um die Kunden doch noch für eine erneute Anlage zu gewinnen."

Gleichzeitig sichern sich die Assekuranzen so einen direkten Zugang zu den Kunden, um ihnen auch andere Angebote unterbreiten zu können. Denn bei der AachenMünchener und der Allianz führt die Eröffnung eines Parkdepots, in dem man sein Geld anlegen kann, nur über einen Vertreter, der die Formalitäten erledigt. Das kann auch bei der Neukundengewinnung hilfreich sein. Deshalb haben die meisten Versicherer ihre Zinsangebote auch für Neukunden geöffnet. "Woher das Geld kommt, spielt keine Rolle", sagt die Allianz-Sprecherin.

Die höchsten Zinsen bietet zum jetzigen Zeitpunkt die Zurich Versicherung mit 3,25 Prozent. Das gilt aber nur für Kunden mit einer abgelaufenen Lebensversicherung.

Das Finanzportal biallo.de listet die meisten Zinsangebote der Versicherer in ihren Vergleichen nicht auf, um Verbraucher von unerwünschten Zusatzangeboten zu schützen. Ausnahme ist der Versicherer ErgoDirekt, der als Direktversicherer ohne Außendienst arbeitet. "Wenn der Vertreter ins Haus kommt, besteht die Gefahr, dass noch andere Versicherungsverträge angeboten werden, die möglicherweise nicht benötigt werden", sagt Biallo. Das kann zwar auch bei einem Direktversicherer nicht ausgeschlossen werden, "aber so ein Angebot per Post erzeugt nicht den gleichen Druck wie ein Vertreterbesuch", so Biallo weiter. Diese Gefahr sieht auch Verbraucherschützer Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Wenn ein Vertreter ins Haus kommt, muss man schon sehr standhaft sein. Das schriftliche Angebot eines Direktversicherers lässt sich einfacher im Papierkorb entsorgen."

Selbst die Versicherer schließen nicht aus, dass den Kunden weitere Angebote unterbreitet werden. Bei der AachenMünchener läuft die Vermittlung des Kontos über den Allfinanzvertrieb Deutsche Vermögensberatung. "Die bieten möglicherweise auch einen Finanzcheck an", sagt Andreas Krosta. Sparer müssen auch auf die Bedingungen für Ein- und Auszahlungen achten. So sind Zu- und Auszahlungen bei der LV1871 nur ab 5000 Euro möglich. Wer an sein Geld will, muss den Betrag mit einer Frist von zehn Tagen zum Quartalsende kündigen. Bei der Allianz sind Zuzahlungen ab 1000 Euro möglich.

Die Sicherheit der Einlagen wird durch die Sicherungseinrichtung Protektor AG der Versicherungswirtschaft gewährleistet. "Einlagen sind bis 250 000 Euro abgesichert", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.

Die Allianz setzt ganz auf die Verbindung von Geldanlage und Versicherungen. Ihr neuestes Produkt ist der Sparschatz, der dem Bundesschatzbrief ähnelt. Innerhalb von fünf Jahren steigt der Zins von 2,00 auf 3,80 Prozent. Das sind vom Start weg deutlich bessere Konditionen, als der Bundesschatzbrief bietet. Allerdings gibt es die hohen Zinsen nur, wenn der Kunde mindestens zwei Allianz-Versicherungsprodukte hat.

Sonst müssen sich die Kunden mit einem Zins von 1,50 bis 3,30 Prozent begnügen. Praktischerweise wird auch dieses Produkt vom Allianz-Versicherungsvertreter vermittelt. Allerdings wird der treffendere Name Schatzbrief schon für eine Rentenversicherung verwendet.

Vergleichen Sie hier die zurzeit besten Konditionen für Tages- und Festgeldkonten.