Kanzlerin gibt Verkehrsminister Rückendeckung für Schlichtung. Abendblatt-Test: Info-Telefone überlastet.

Hamburg. Es wurde telefoniert bis in den frühen Abend hinein. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber schaltete sich persönlich ein, nahm Kontakt mit dem Verhandlungsführer der Vereinigung Cockpit auf. Sogar Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), der nach eigenen Angaben Rückendeckung von Bundeskanzlerin Angela Merkel bekommen hatte, versuchte sich am Sonntag als Schlichter. Das Ziel: Den größten Pilotenstreik in der Geschichte der Lufthansa und damit das unvermeidliche Chaos an deutschen Flughäfen noch in der sprichwörtlich letzten Sekunde zu verhindern. Denn vom heutigen Montag bis einschließlich Donnerstag wollen die Piloten der größten europäischen Fluglinie ihre Arbeit einstellen.

Zwei von drei Flügen des Lufthansa-Konzerns dürften damit bundesweit ausfallen, auch am Flughafen Fuhlsbüttel droht das Aus für jede zweite Verbindung. Piloten aus dem Management sollen zumindest den nun ausgetüftelten Notflugplan sicherstellen. Der Hamburger Flughafen stockte das Personal an den Informationsschaltern auf. Am Hamburger Hauptbahnhof rechnet die Bahn derweil mit einem starken Andrang von Reisenden, die kurzfristig vom Flugzeug auf die Bahn ausweichen. Zum Chaos, so beteuert der Logistikkonzern, werde es in den Zügen aber nicht kommen. Man sei gut vorbereitet.

Die Lufthansa-Spitze besserte ihr bisheriges Angebot in der verfahrenen Tarifrunde am Wochenende nochmals nach. "Wir sind bereit, eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2012 zu geben", sagte Personalvorstand Stefan Lauer der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Möglicherweise könne diese Garantie auch bis 2013 oder 2014 ausgeweitet werden. Im Gegenzug erwarte der Konzern bei den Gehältern "mehr als die bislang angebotenen zwölf Monate Nullrunde". Allerdings blieb Lauer in einem anderen Punkt kompromisslos. Arbeitsplatzgarantien und deutsches Tarifrecht für Lufthansa-Töchter im Ausland könne es nicht geben. Doch genau darum geht es den kampfeslustigen Piloten. Sie wollen verhindern, dass die Kranichlinie Pilotenstellen abbaut und gleichzeitig die Arbeitsplätze bei ihren ausländischen Gesellschaften zu deutlich schlechteren Konditionen aufstockt.

Nach einem der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegenden Entwurf für neue Verhandlungen will die Vereinigung Cockpit erreichen, dass die Lufthansa keine weiteren Strecken an ihre Töchter abgibt. Die Piloten wollen auch festschreiben, dass zum Beispiel Lufthansa Italia nicht von Deutschland aus in Drittländer fliegt. Für Beteiligungen im Ausland, die die Marke oder das Logo der Lufthansa nutzen, sollen zudem die deutschen Tarife gelten. "Wo Lufthansa drauf steht, müssen Lufthansa-Tarifbedingungen gelten", so der Sprecher der Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg.

Nach Angaben der Vereinigung Cockpit ist in den vergangenen acht Jahren die Zahl der Lufthansa-Maschinen im Konzern von 300 auf 850 gestiegen, aber nur für zwei neue Maschinen und deren Besatzung gelten die Regelungen des Konzerntarifvertrages. Und die sind auskömmlich. So verdient ein Pilot anfangs zwar noch "bescheidene" 60 000 Euro im Jahr, doch nach längerer Berufserfahrung kann er mit Zuschlägen auf ein Salär von fast einer viertel Million Euro kommen.

Die Passagiere können sich nun nur in Geduld üben oder auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Informationen zu den Flugausfällen gibt es unter der kostenlosen Lufthansa-Telefonnummer 0800/8506070. Allerdings sind offensichtlich auch hier gute Nerven gefragt. Denn mehrere Testanrufe des Abendblatts am Sonntag führten nicht zum Erfolg. Eine Frauenstimme vom Band wies lediglich darauf hin, dass alle Leitungen belegt seien. Im Internet kann man unter www.lufthansa.com die Notflugpläne im Detail abrufen. Auch die Lufthansa-Tochter Germanwings ( www.germanwings.com ) hat ein kostenloses Info-Telefon unter 0800-6644935 geschaltet. Doch auch hier gab es am Sonntag trotz mehrfacher Versuche keine kompetente Auskunft, sondern nur Werbemusik vom Band.