Hannover. Noch bis zum Jahr 2012 läuft der Vertrag von Michael Frenzel als Vorstandsvorsitzender des Touristikkonzerns TUI in Hannover. Je näher der Abschied rückt, desto mehr scheint der Widerstand von Frenzels Gegnern zu erlahmen, wie sich auch bei der gestrigen Hauptversammlung des Unternehmens in Hannover zeigte.

Seit Mitte der 1990er hatte Frenzel den damaligen industriellen Mischkonzern Preussag radikal umgebaut und sich dafür immer wieder scharfe Kritik bis hin zu Entmachtungsversuchen von Aktionären eingehandelt.

Mittlerweile heißt das Unternehmen TUI, betreibt als Hauptgeschäft die Touristik und ist - über die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd - bislang noch in der Containerschifffahrt investiert. Aber bei diesem umstrittenen Engagement wird wohl ebenfalls spätestens 2012 der Abschied fällig werden. Bis dahin kann TUI seine Anteile von derzeit noch 43 Prozent an der Reederei komplett verkaufen.

Bei der gestrigen Hauptversammlung übte der Vertreter des TUI-Großaktionärs John Fredriksen, Tor Olav Troim, wie schon in den vergangenen Jahren erneut heftige Kritik an Frenzel. Dieser habe bei der Führung des Konzerns "versagt". Eine Dividende werde nicht gezahlt, der Wert der TUI-Aktie sei in den vergangenen Jahren drastisch gesunken. Frenzel aber unterhalte eine "kostspielige Konzernzentrale", sagte Troim. Der norwegische Reeder Fredriksen hält nach Troims Angaben derzeit 15,7 Prozent der Anteile. Der Anteil von zuvor 19 Prozent sei durch die Umwandlung von Aktien in Wandelanleihen gesenkt worden.

Bei den beiden zurückliegenden Hauptversammlungen hatten Fredriksen und Troim versucht, den früheren Vorsitzenden des Aufsichtsrats zu stürzen und damit auch Frenzel. Dies war ihnen aber misslungen. Zwar versuchte Troim dieses Mal erneut, einen Sitz im Aufsichtsrat zu erstreiten. Doch trotz eines "guten Dialogs" mit dem neuen Aufsichtsratschef Dietmar Kuhnt - dem früheren Chef des Energiekonzerns RWE - gelang ihm das nicht. Kuhnt und Frenzel hatten Troim zufolge verlangt, dass er und Fredriksen im Gegenzug für einen Posten im Kontrollgremium ihre Dauerkritik am TUI-Vorstand einstellen. "Wir sind nicht bereit, diesen Preis für eine Beteiligung im Aufsichtsrat zu zahlen", sagte Troim. Der russische Investor Alexej Mordaschow ist nun mit rund 16 Prozent der Anteile der größte TUI-Aktionär.

Die Beteiligung von TUI an Hapag-Lloyd bietet Frenzels Gegnern nach wie vor Angriffsflächen. TUI hatte im Frühjahr 2008 den Verkauf von Hapag-Lloyd beschlossen - auf Druck von Aktionären um Fredriksen, die keinen Sinn in der Kombination von Touristik und Containerschifffahrt sahen. Das Hamburger Konsortium Albert Ballin kaufte im Frühjahr 2009 die Mehrheit der Hapag-Lloyd-Anteile. TUI hält derzeit noch 43 Prozent der Aktien, weil Albert Ballin eine komplette Übernahme während der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise nicht realisieren konnte. Bis 2012 kann TUI allerdings aufgrund von Verkaufsklauseln komplett bei Hapag-Lloyd aussteigen.

Konzernchef Frenzel verteidigte gestern noch einmal die umfangreichen Finanzhilfen, die TUI wie auch die anderen Eigner der angeschlagenen Reederei im vergangenen Jahr gewährten. Es habe nur die Wahl gegeben, "ein Rettungspaket zu schnüren oder Hapag-Lloyd untergehen zu lassen". Frenzel bekräftigte, dass TUI bei Hapag-Lloyd zügig aussteigen wolle. Es werde aber keinen Verkauf der Anteile zu "Schnäppchenpreisen" geben.