Zehn Meter unter der Erde liegt das größte Rechenzentrum der Stadt. Sicherheit wird bei dem erfolgreichen Mittelständler großgeschrieben. Er sucht 100 neue Mitarbeiter.

Hamburg. Direkt neben dem Stadtpark, in sicherer Entfernung vom Hafen und der dort drohenden Überschwemmungsgefahr, lagert einer der größten und bestgesicherten Schätze der Hamburger Wirtschaft. Der Zugang ist nur für eine Handvoll Berechtigter erlaubt, und auch sie brauchen einen speziellen Ausweis, um die Stahltüren zum Keller der Info AG zu öffnen. Der IT-Dienstleister betreibt hier, zehn Meter unter der Erde, das größte Rechenzentrum der Hansestadt.

Schon heute lagern auf den 4500 unterirdischen Quadratmetern 1000 Terabyte an Daten. Zu den Eigentümern gehören einige der größten Hamburger Firmen, doch die meisten Kunden wollen nicht genannt werden. Aus Sicherheitsgründen. Immerhin speichert und pflegt die Info AG für viele Unternehmen existenziell wichtige Daten: Informationen über Kunden, Warenströme oder Mitarbeiter.

"Bei solch einer wichtigen Aufgabe ist es vielen Kunden wichtig, dass wir in der Nähe sind und nicht am anderen Ende der Republik", begründet Vorstand Hannes Zeiner das vorwiegend regionale Geschäft. Die lokale Verbundenheit mit den Auftraggebern bringt der Info AG zugleich einen Vorteil gegenüber Konkurrenz im Ausland, etwa den Softwarespezialisten in Indien oder den Anbietern in Osteuropa. Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele, bei denen die Billigkonkurrenz die Nase vorn hat: Um Kosten zu sparen, hat etwa der Konsumgüterhersteller Unilever seine IT nach Osteuropa verlagert, davon waren auch Mitarbeiter in Hamburg betroffen.

Beim Besuch der Info AG wird allerdings deutlich, wie gut die sprichwörtliche "deutsche Gründlichkeit" und der Betrieb eines Rechenzentrums zusammenpassen. Das Unternehmen versteckt sich hinter zwei Villen am Grasweg in Barmbek, ein Umfeld, das laut Zeiner für zusätzlichen Schutz sorgt. "Hier, in einem typischen Wohngebiet, vermutet niemand ein Rechenzentrum", sagt der Vorstand der Firma, die 1982 gegründet wurde und seit 1987 börsennotiert ist. Ein Kunde hat die Namen der Mitarbeiter sogar mit einer Terroristenliste abgeglichen, so groß ist die Angst vor einem Missbrauch der Daten. Doch nicht nur gegen interne Bedrohung muss sich das Unternehmen wappnen. Es schützt sich auch gegen Naturkatastrophen oder Stromausfälle. "Wir liegen hier an einem der höchsten Punkte in Hamburg", sagt Zeiner mit Blick auf mögliche Wasserschäden. Und obgleich Deutschland weltweit die wenigsten Stromausfälle zu beklagen hat, hat die Firma gleich zwei Generatoren installiert, die im Ernstfall einspringen.

Die Sicherheit ist die größte Sorge, weil ein Störfall schließlich nicht nur das eigene Unternehmen treffen würde, sondern umso mehr die Kunden. Die Vernetzung der Firmen ist heute so weit fortgeschritten, dass ein Fehler im Rechenzentrum den Ausfall der Geldautomaten einer Bank nach sich ziehen könnte. Im Handel bestünde die Gefahr, dass die Geschäfte plötzlich ohne Waren dastehen. Zeiner: "So eine Panne könnte im Zweifel die Existenz ganzer Unternehmen bedrohen."

Weil die Kunden die Philosophie der Info AG mit Netz und doppeltem Boden zu schätzen wissen, wachsen ihre Rechnerhallen noch weiter. Der Bedarf entsteht auch deshalb, weil viele Firmen gerade in kostensensiblen Zeiten den finanziellen Aufwand scheuen, ihre IT in Eigenregie zu organisieren. Sie lagern die Verantwortung aus, die sensiblen Daten selber schützen zu müssen. Und sie begrenzen die Kosten für eigene IT-Fachleute.

Die braucht die Info AG jetzt umso mehr: "Wir suchen vom telefonischen Berater für den Kundenservice bis zu SAP-Spezialisten ganz verschiedene Qualifikationen", sagt Zeiner, zuständig für Personal und Finanzen bei dem Hamburger Unternehmen, das sich als einen der führenden mittelständischen IT-Dienstleister in Deutschland sieht und neben Hamburg noch in Oberhausen vertreten ist.

Schon in den vergangenen Jahren hat die Info AG deutlich zulegen können: Der Umsatz stieg kontinuierlich auf inzwischen gut 80 Millionen Euro. Und während im Jahr 2005 rund 350 Mitarbeiter für die Info AG arbeiteten, werden es Ende 2010 mehr als 600 Beschäftigte sein. Bei der neuen Personaloffensive will die Firma 100 zusätzliche Stellen schaffen. Zeiner: "Das ist ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Hamburg".