Hamburg. Das Winterwetter macht dem Hamburger Einzelhandel in diesem Jahr schwer zu schaffen. Glatte Straßen und vereiste Bürgersteige haben offenbar viele Menschen aus dem Umland abgehalten, zum Einkaufen in die Innenstadt zu fahren. "Für den Großteil des Hamburger Einzelhandels ist der Winterschlussverkauf damit fast ausgefallen. Die Umsätze lagen fünf bis sechs Prozent unter dem Vorjahr", sagte Ulf Kalkmann, Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandelsverbands, im Gespräch mit dem Abendblatt.

Während sich Winterbekleidung bestens verkaufte, blieben in vielen Läden die Frühjahrswaren nahezu unbeachtet in den Regalen liegen. Normalerweise werden während des Schlussverkaufs bereits 25 Prozent der neuen Kollektionen verkauft, sagte Kalkmann. Doch diese wurden angesichts fehlender Aussichten auf wärmere Tage bisher links liegen gelassen.

Auch Hamburger Motorradhändler beklagen den schwachen Jahresauftakt. Zwar sind Januar und Februar ohnehin umsatzschwache Monate. "Beide liegen aber um die Hälfte schlechter als in anderen Jahren", sagte ein Händler. Während viele Motorräder im Winter gar nicht genutzt werden, schwingen sich jetzt auch kaum mehr Rollerfahrer in den Sattel, die sonst das ganze Jahr lang unterwegs sind. "Wegen der Glätte können sie die Händler gar nicht erreichen und haben natürlich auch keinen Verschleiß an ihren Maschinen." Bei Europas größtem Händler von Motorradbekleidung und Zubehör, Detlev Louis, liegt der Februarumsatz dagegen wegen des Kataloggeschäfts auf Vorjahresniveau, sagt Sprecher Kay Blanke.

Bei vielen Fahrradhändlern herrscht ebenfalls ein maues Geschäft. "Wir sind aber noch nicht beunruhigt. Der bisher fehlende Umsatz lässt sich in den kommenden Monaten noch ausgleichen", sagt Michael Popall, Filialleiter bei Radsport von Hacht. Er rechnet damit, dass die Nachfrage einsetzt, sobald das Wetter wärmer wird. "Wer sich entschlossen hat, ein Rad, Kleidung oder auch Fahrradschuhe zu kaufen, wird den Kauf nachholen." Schwierig könnte es werden, wenn die Kälte noch im März anhält. "Einbußen bis dahin lassen sich in der Saison bis Ende September nur schwer wieder aufholen", so Popall. Im Alsterhaus sind die Geschäfte bisher gut gelaufen, heißt es.

Unter der anhaltenden eisigen Zeit leiden aber vor allem die Bauunternehmen der Stadt. Der Straßenbau sei nahezu zum Erliegen gekommen, auch im Hochbau gehe derzeit vielerorts nichts mehr, sagte Janine Hammler vom Bauindustrieverband Hamburg. "Seit zwei Monaten stehen viele Baustellen still", berichtet Jan Petersen, kaufmännischer Geschäftsführer der Hamburger Gruppe August Prien. Gleiches gilt auch für das Unternehmen HC Hagemann. Der U-Bahn-Bau und Arbeiten an Kaimauern gingen aber weiter, so der Geschäftsführende Gesellschafter Arne Weber. Bei beiden Unternehmen nutzen viele gewerblich Beschäftigte das Saisonkurzarbeitergeld. Experten fürchten, dass gerade kleinere Baufirmen durch die Winterausfälle in Schwierigkeiten geraten könnten. Damit bald wieder normales Arbeitsleben einziehen kann, wünschen sich alle, dass der Schnee bald schmilzt.