Die EU hätte sich an den römischen Dichter Vergil halten sollen: “Ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen“, dichtete er vor 2000 Jahren.

Trotz aller Skepsis von Volkswirten durfte das südosteuropäische Land 2001 den Euro einführen. Heute weiß man, dass das Land den Beitritt zur Währungsunion mit frisierten Daten zum Haushaltsdefizit erschlichen hat. Einige Jahre ging das gut, bis die Stabilität des Finanzsystems durch die Lehman-Pleite schwand.

Derzeit gebiert diese Finanzkrise eine neue Finanzkrise: Spekulanten, nicht zuletzt ermuntert durch das billige Geld der Notenbanken, wetten mit aller Kraft auf eine Verschärfung der Krise - und gegen den Euro. Die Politik steckt in einem Dilemma, das ihr nur die Wahl zwischen Pest und Cholera lässt. Eigentlich war in der Euro-Zone vereinbart worden, Staaten mit Zahlungsproblemen nicht finanziell unter die Arme zu greifen - weil dies ein Freibrief für andere wäre, eigene Probleme auf die Gemeinschaft abzuwälzen. Auf der anderen Seite dürfte ein Staatsbankrott in Griechenland einen Flächenbrand auslösen. Die Liste der potenziellen Kandidaten hat schon einen Namen - "Piigs" - und umfasst auch Portugal, Irland, Italien und Spanien.

Dementsprechend ist die europäische Politik gut beraten, rational und ruhig zu entscheiden. Für einen Blankoscheck an Griechenland ist es noch zu früh, für ein Abwarten indes sind die Märkte zu nervös. Der in Aussicht gestellte Schutzschirm ist ein erster Schritt, dem weitere folgen werden.

Bis dahin gilt es, den Verursachern der Misere das Mögliche abzuverlangen und dabei die Gründe für die griechische Malaise nicht auszublenden. Ein Punkt kommt gerade Deutschen dieser Tage seltsam bekannt vor - er heißt Steuerflucht.