Insolvenzverwalter will rund 100 Standorte nur im Paket verkaufen. Potenzielle Käufer prüfen die Zahlen. Kaufhof und Hamburger Konzern Otto wollen kein Angebot abgeben.

Essen/Hamburg. Die Verhandlungen über einen Verkauf der insolventen Warenhauskette Karstadt haben eine entscheidende Phase erreicht. Seit Mittwoch seien sechs Interessenten damit beschäftigt, die Zahlen des Warenhausbetreibers zu prüfen, sagte Thomas Schulz, Sprecher des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, dem Abendblatt. Er bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD). Realistisch sei ein Verkauf bereits im Laufe des zweiten Quartals, sagte der Sprecher. Dann werde der Käufer bekannt gegeben. Arcandor, der Mutterkonzern der Kaufhauskette Karstadt sowie des Versandhauses Quelle, war im Juni 2009 zusammengebrochen.

In Hamburg stehen noch acht Häuser aus der Karstadt-Gruppe zum Verkauf - wie die Filialen an der Mönckebergstraße, in Harburg und Billstedt. Das Geschäft im Elbe-Einkaufszentrum ist bereits geschlossen worden.

Bundesweit werden gut 100 Karstadt-Filialen angeboten. Die prominentesten Namen in dem Paket sind das Hamburger Alsterhaus, das der Insolvenzverwalter jüngst mit einer neuen Gourmet-Etage noch attraktiver für die Interessenten machte, sowie das KaDeWe in Berlin.

Allerdings können die verbleibenden Investoren sich nicht auf den Kauf von einzelnen Sahnestücken des Konzerns beschränken. Görg will das Unternehmen über einen Insolvenzplan sanieren. Dieser sieht einen Erhalt von Karstadt als Ganzes vor. "Der Käufer bekommt dann ein saniertes Unternehmen", sagte der Sprecher. Es gibt dabei noch einige Knackpunkte: die Einigung mit den Vermietern - vor allem einem Konsortium um den Goldman-Sachs-Fonds Whitehall - , die auf einen Teil der Mieten verzichten sollen, und mit den Steuerbehörden ist noch nicht unter Dach und Fach. Gelingt dies nicht, steht eine Zerschlagung an. Einzelteile, die keinen Käufer fänden, würden geschlossen.

Die Interessenten schauen bereits in die Bücher. "Der Datenraum ist seit gestern offen", sagte Schulz. Wegen der Beschränkung auf den Verkauf der Gesellschaft als Ganzes sind einige potenzielle Investoren jedoch auch ausgeschieden. Darunter etwa der Hamburger Versandhändler Otto, der an Teilen von Karstadt Sport interessiert war, und das Schwesterunternehmen, der Einkaufscenterbetreiber ECE. Auch ein Sprecher von Metro, dem Eigentümer des Rivalen Kaufhof, sagte, der Konzern sei nicht unter den Bietern. "Ein Kauf des gesamten Konzerns kommt für uns nicht infrage."

Zu den Namen der noch verbliebenen Interessenten wollte der Sprecher keine Stellung nehmen. Selbst intern wird derzeit großer Wert auf Geheimhaltung gelegt: Bei den Präsentationen werde aus Anonymitätsgründen nur mit Decknamen gearbeitet. Darunter seien auch internationale Interessenten. Informationen, dass strategische Investoren nicht mehr im Rennen seien, wollte Schulz nicht bestätigen.

Den Schwesterkonzern Quelle hatte Görg ebenfalls als Ganzes loszuschlagen versucht, hatte aber letztlich keine Offerten erhalten, weil hinter der umfangreichen Finanzierung des Versandhändlers große Fragezeichen standen. Konkurrent Otto hat Quelle Russland gekauft, sich die Rechte am Markennamen und an den Kundendaten gesichert, darf diese aber derzeit wegen Bedenken der EU-Kartellbehörde noch nicht nutzen.