Berlin. Die Neuordnung an der Spitze der Deutschen Bahn geht weiter. Werner Müller gibt nach fünfjähriger Amtszeit Ende März den Vorsitz des Aufsichtsrats auf: "Ich stehe für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung. Darüber habe ich die Bundesregierung bereits vor einigen Tagen informiert", sagte Müller gestern. Aus Kreisen der Berliner Regierungskoalition hieß es, Müllers Rückzug sei im Sinne der Bundesregierung. Müller gilt als Vertrauter des früheren Bahnchefs Hartmut Mehdorn, der im vergangenen Jahr wegen eines umfangreichen Datenskandals im Konzern zurücktreten musste.

Der Rückzug des parteilosen früheren Bundeswirtschaftsministers Müller dürfte vor allem Auswirkungen auf einen möglichen Börsengang der Bahn haben. Mehdorn hatte einen Gang des größten deutschen Staatsunternehmens an den Kapitalmarkt jahrelang energisch vorangetrieben. Von Müller wurde er dabei wesentlich unterstützt.

Die Börsenpläne scheiterten wegen der Finanzmarktkrise 2008. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) betonte gestern noch einmal, dass ein Bahn-Börsengang für ihn in der vorhersehbaren Zukunft nicht infrage kommt, vor allem deshalb nicht, weil der Kapitalmarkt einen solchen Schritt derzeit nicht zulasse: "Ich bin nicht bereit, volkswirtschaftliches Vermögen zu verschleudern", sagte Ramsauer der "Berliner Zeitung".

Müllers Rückzug dürfte auch Auswirkungen auf eine zweite zentrale Frage haben: Soll die Bahn ein voll integriertes Schienenverkehrsunternehmen bleiben, oder muss das Schienennetz komplett aus dem Konzern herausgenommen und unabhängig betrieben werden? Vor allem die FDP plädiert für eine Trennung des Bahnnetzes vom Fahrbetrieb des einstigen Monopolisten im deutschen Schienenverkehr. Mehdorns Nachfolger als Konzernchef, Rüdiger Grube, setzt allerdings wie sein Vorgänger auf das Modell eines integrierten Bahnkonzerns - unterstützt von Müller.

Müllers Nachfolger als Vorsitzender des Bahn-Aufsichtsrats steht offenbar noch nicht fest. Es gebe mehrere Kandidaten, hieß es gestern in Berlin inoffiziell. Genannt wurde auch der frühere Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller.