Hamburg. Deutschland muss seinen Titel als Exportweltmeister abgeben. China hat den Bundesbürgern 2009 erstmals den Rang abgelaufen und sich an die Spitze der Welt platziert. Die asiatische Nation führte im vergangenen Jahr Waren im Wert von umgerechnet 1201 Milliarden Dollar aus - und damit 80 Milliarden Dollar mehr als die Deutschen mit insgesamt 1121 Milliarden Dollar. Diese Entwicklung, die bisher nur von China veröffentlich wurde, bestätigte gestern das Statistische Bundesamt.

Die Ablösung zeichnete sich im Zuge der Wirtschaftskrise bereits ab. Insgesamt brachen die deutschen Exporte 2009 dramatisch um 18,4 Prozent auf 803,2 Milliarden Euro ein. Dies war der stärkste Exportrückgang in der Nachkriegszeit. Auch die Importe sackten um 17,2 Prozent auf 667,1 Milliarden Euro.

China befindet sich unterdessen seit Jahren mit hohen Exportzuwächsen auf der Überholspur. Rangierte das Land 2003 noch auf Platz vier, verdrängte das Milliardenvolk 2004 zunächst Japan von Platz drei und dann 2007 die USA vom zweiten Rang. Und China hat durchaus Chancen, die Spitzenposition auf weitere Jahre zu behalten. Den Verlust des Exportweltmeistertitels hält der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Joachim Scheide, für "unwichtig, da es nichts über den tatsächlichen Wohlstand der Volkswirtschaften aussagt".

Die Entwicklung sei angesichts des Wachstums und der Größe Chinas absehbar, meint auch Michael Bräuninger, Konjunkturchef im Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI).

Angesichts der seit Dezember wieder steigenden Exporte zeigen sich beide Volkswirte dennoch zuversichtlich: "2010 bessert sich die Situation langsam. Das Vorkrisenniveau wird jedoch frühestens 2012 erreicht", so Bräuninger. Auch Scheide sieht die Zukunft positiv: "Die Deutschen sind im Weltmarkt gut aufgestellt. Viele Produkte sind konkurrenzlos."

Wichtigste deutsche Handelspartner blieben die EU-Länder, in die 2009 mit 503,5 Milliarden Euro 63 Prozent aller Waren exportiert wurden. Der Titelverlust bereitet auch dem Präsidenten des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton F. Börner, kein Kopfzerbrechen: "Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft wird auf viele Jahre auch unser Wachstum und Arbeitsplätze in Deutschland sichern."