Hamburg. Zwar hat die Luftfahrtbranche die Talsohle der Krise durchschritten, aber auch längerfristig muss sie mit stärkerem Gegenwind rechnen: In den nächsten zehn Jahren dürfte ihre Wachstumsrate unter anderem wegen der strengeren Klimaschutzpolitik und des weltweit niedrigeren Bevölkerungswachstums um ein bis zwei Prozentpunkte niedriger ausfallen als die bislang angenommenen fünf Prozent jährlich. Auch darüber werden Experten auf der "Hamburg Aviation Conference" am Donnerstag und Freitag diskutieren, sagte Michael Tretheway, wissenschaftlicher Leiter des Fachkongresses.

Nach dem schwersten Jahr in der Geschichte des modernen Luftverkehrs könne es kein "weiter so" geben, sagte Michael Eggenschwiler, Chef des Flughafens Hamburg, einem der Organisatoren der Konferenz mit 230 Teilnehmern aus 20 Nationen. Nach dem Krisenmanagement des vergangenen Jahres setze der Luftverkehr nun zu einem "gesteuerten Umbruch" an.

Ein Beispiel: Die klare Trennung zwischen den Billigfliegern und den traditionellen Linienfluggesellschaften werde sich auflösen. "Alle Fluggesellschaften bieten günstige und teurere Tickets an und stehen im direkten Wettbewerb miteinander", so Eggenschwiler, weil inzwischen auf einer Strecke häufig zwei oder drei Airlines fliegen. Dies zeige sich auch auf der Route Hamburg-Frankfurt, auf der Air Berlin seit Oktober 2009 der Lufthansa Konkurrenz macht. Anders als die Manager von Air Berlin geht Eggenschwiler davon aus, dass die teureren Premiumbuchungsklassen "im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft wieder erstarken werden".

Dazu sei aber künftig eine klare Differenzierung auch am Boden, etwa durch getrennte Zugänge an der Sicherheitskontrolle oder gar durch getrenntes Einsteigen, gefordert. Ohnehin erwartet Eggenschwiler Veränderungen für die Passagiere: "Einchecken schon von zu Hause, einfachere Gepäckaufgabe - in dieser Richtung wird sich noch einiges tun."

Allerdings spielten dabei auch die Behörden eine Rolle, sagte Tretheway: "Die Abläufe könnten effizienter werden, wenn Einreisekontrollen schon im Abflugland vorgenommen werden." Dieses Modell, das die USA bereits bei Flügen aus Kanada, einigen Karibikstaaten und Irland praktizierten, könne auf weitere Staaten Europas ausgeweitet werden.