Blei in den Farben, schlecht befestigte Augen oder verschluckbare Magneten: In den vergangenen Jahren sind die Mängel bei Spielzeugen rapide angestiegen. Allein der weltgrößte Hersteller Mattel (Barbie, Hot Wheels, Fisher-Price) musste in einem Jahr 20 Millionen Exemplare zurückrufen. Das Problem haben die Unternehmen erkannt, gebannt haben sie es noch nicht. Bei Stichproben auf der Spielwarenmesse in Nürnberg haben Kontrolleure jedes vierte Produkt beanstandet. Von 1770 überprüften Spielsachen seien 435 mit Mängeln aufgefallen, sagte die bayerische Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) gestern. In den meisten Fällen habe es sich um fehlerhafte Kennzeichnungen gehandelt. So habe beispielsweise bei Produkten der Hinweis gefehlt, dass sie für Kinder unter drei Jahren nicht geeignet seien.

Den schlimmsten Mangel habe ein Plüschtier aus Fernost aufgewiesen. Die Nähte seien nicht ordentlich verarbeitet, sodass die aus Kügelchen bestehende Füllung herausfalle. In so einem Fall bestehe akute Erstickungsgefahr für Kinder. Das Produkt sei vom Hersteller freiwillig sofort vom Stand entfernt worden.

Nach den Skandalen sei die EU-Spielzeugrichtlinie jüngst so verschärft worden, dass die Grenzwerte für diese Verbote so angepasst seien, dass da nichts passieren könne, sagt Volker Schmid, Geschäftsführer des Deutschen Spielwarenverbands (DVSI). Das sehen nicht nur die Prüfer der Zeitschrift "Öko-Test" anders, die gerade 20 Spielsachen auf Herz und Nieren gecheckt haben. Das Ergebnis war katastrophal. Weichmacher wie Phthalate, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, zinnorganische Verbindungen und bromierte Flammschutzmittel fanden sich zuhauf.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt eindringlich vor einer unsichtbaren Gefahr. Die Stoffe stehen teils im Verdacht, gerade bei Kindern wie ein Hormon zu wirken. Besonders perfide sei, dass sich die Chemikalien im Körper ansammelten und in ihrer Wirkung gegenseitig verstärkten - mit gravierenden gesundheitlichen Folgen wie Organmissbildungen oder Unfruchtbarkeit.

Ministerin Haderthauer rät Verbrauchern, die Wert auf sicheres und qualitativ hochwertiges Spielzeug legen, sich an das GS-Siegel für Geprüfte Sicherheit zu orientieren: "Als unabhängiges Prüfzeichen gibt es dem Verbraucher die Gewissheit, dass ein Produkt auf Herz und Nieren getestet ist."