Hamburg. Handelskammer-Präses Frank Horch ist mit der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Hamburg nicht zufrieden. "In anderen Regionen unserer Republik funktioniert dies besser als bei uns, dort gibt es höhere private und öffentliche Investitionen in Forschung und Entwicklung. Und Innovationen kommen schneller an den Markt", sagte Horch gestern beim 3. Hamburger Industrietag.

Kritisch sieht Horch etwa, dass 9000 Unternehmen in der Stadt nicht mit der Wissenschaft kooperieren, obwohl "sie es gern täten". Es fehle ihnen der Zugang zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Für den Transfer von Wissen zu den Firmen favorisiert die Kammer eine Transfer-Erstanlaufstelle (TES), die Kontakte koordinieren soll. "Ich frage mich aber, warum solche Ideen nicht schneller und nachdrücklicher aufgegriffen werden", sagte Horch.

Die Hamburger Industrie habe zwar seit April mit steigenden Umsätzen und weniger Kurzarbeitern die Talsohle durchschritten, sagte Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU). Für 2010 rechnet er aber nur mit geringem Wachstum. Für eine nachhaltigere Entwicklung müssten die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in jedem Fall erhöht werden. Derzeit habe Hamburg hier die "rote Laterne" unter allen Ländern.

"Die Stadt hat Mittel aus dem Konjunkturprogramm des Bundes erhalten und will Forschung und Entwicklung vorantreiben", so Gedaschko weiter. So sei es 2009 gelungen, sechs neue Forschungsinstitute nach Hamburg zu holen. "Das gab es bisher noch nie." Gedaschko setzt dabei auf die Wechselwirkung zwischen den Standorten solcher Institute und der Ansiedlung industrieller Spitzentechnologie. Davon hätten bisher vor allem die süddeutschen und ostdeutschen Länder profitiert. "In Hamburg wurde dies lange versäumt."

Immerhin seien bundesweit die Ausgaben für Forschung und Entwicklung seit 2003 um gut 25 Prozent auf 57,4 Milliarden Euro gestiegen, rechnete Volker Treier vor, der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Nachholbedarf bestehe aber weiter bei der Gründung von Firmen für Spitzentechnologie. Ein Hauptgrund sei mangelndes Risikokapital. In kaum einem Land sei es so schwer, an Kapital für neue Projekte zu kommen wie in Deutschland, ist auch das Fazit von Horch. Dabei sähen 74 Prozent der Hamburger Firmen die Krise als Anstoß für Innovationsprozesse, bundesweit seien es nur 52 Prozent.