München. Skifahren ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war. Carvingmodelle haben den Stil verändert. Der Klimawandel bedroht die Schneesicherheit, und die Produktionsstätten für Skier liegen heute im Osten, oft sehr weit im Osten. Rund zwei Drittel aller in dieser Saison in Europa verkauften Skier kommen aus Werken in Osteuropa oder China, schätzt der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Sportartikelindustrie, Adalbert von der Osten. Was Deutschland betrifft, darf sich sein Kollege Christoph Bronder sogar wie der letzte Mohikaner fühlen. Der 48-Jährige ist Geschäftsführer von Völkl im niederbayerischen Straubing, dem letzten im Land verbliebenen Skiproduzenten.

"Es läuft", sagt der von Kollegen verlassene Manager. Das ist eine relativ neue Erkenntnis. Denn vor wenigen Jahren noch drohte auch Völkl die Abwanderung nach China. Heute werden dort zwar Kinderski und Einsteigermodelle für die 1923 gegründete Traditionsfirma produziert. Vier Fünftel der Bretter stammen aber aus der modernsten Skifabrik der Welt, wie Bronder das Stammwerk in Straubing stolz bezeichnet. Mit im Vorjahr rund 400 000 Paar produzierten Skiern habe Völkl einen Prozentpunkt Weltmarktanteil dazugewonnen auf nun 13 Prozent. Das sei Rang vier hinter Atomic, Rossignol und Head. Es soll noch besser werden. "Wir sind in Richtung Nummer drei unterwegs", sagt der Manager. Zu Umsätzen und Gewinnen nennt er keine Zahlen. Völkl ist mittlerweile eine Tochter des US-Konsumgüterkonzerns Jarden mit 5,5 Milliarden Dollar Umsatz. Weniger als ein Zehntel ihres Geschäfts machen die Amerikaner mit Wintersport, und zu diesem Segment zählt auch noch die Völkl-Schwesterfirma K2. Aber die Eigner seien zufrieden mit dem, was Völkl an Profit abliefert, so Bronder.

Ermöglicht hat die komfortable Lage vor allem auch die rund 400 Personen zählende heimische Belegschaft. Sie verzichtet seit Jahren auf einen Teil des Lohns. Statt tariflich 38 Stunden pro Woche, arbeiten die Beschäftigten 39,5 Stunden. Die IG Metall ist zwar der Meinung, dass sich Völkl eine Rückkehr zu tariflichen Verhältnissen leisten könnte. Die Belegschaft hat sich aber noch mal auf drei Jahre zum Verzicht bereit erklärt. Er habe deshalb Produktionsmengen aus China nach Deutschland zurückholen können, und Kurzarbeit gebe es auch nicht, sagt Bronder. Über das zurücktransferierte Volumen schweigt er sich aus. Darüber, die Produktion wieder nach Europa zu verlagern, denken auch andere in der Branche nach, sagt Verbandsmanager von der Osten. Das liegt an den Wetterkapriolen, die sich im Zuge des Klimawandels mehr verstärken dürften. Weil 2006/07 der Winter klimatisch so gut wie ausgefallen ist, grassiert in der Branche eine tiefe Verunsicherung, und es wird nur zögerlich bestellt.

Schneit dann unverhofft ein guter Winter ins Haus, wie in diesem Jahr, sind Händler schnell ausverkauft. Wer dann nachbestellen will, bekommt wegen der langen Lieferketten nach Fernost die Ware oft nicht mehr rechtzeitig. Wer dagegen wie Völkl vor Ort produziert, kann rasch liefern. Das sei derzeit schon ein Vorteil, so Bronder. Sorgen macht ihm aber ein vom Wetter und Produktionsort unabhängiger Trend. Denn immer weniger Skifahrer kaufen ihre Bretter. Sie leihen sie vielmehr am Urlaubsort aus. Weit über vier Millionen Paar Ski seien vor drei Jahren weltweit noch verkauft worden. In dieser an sich guten Saison kalkuliert die Branche mit drei Millionen.