Auch in Deutschland angeblich Beschwerden über Bremsprobleme bei dem Verkaufsschlager. Absatz bricht ein.

Tokio/Hamburg. Neuer Schlag für Toyota: Japanischen Medienberichten zufolge wird der weltgrößte Autohersteller nun auch seinen erfolgreichen Hybridwagen Prius wegen Problemen mit dem Bremssystem zurückrufen. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo gestern unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete, sind mindestens 170 000 in Japan verkaufte Prius der jüngsten Generation betroffen. Der Rückruf werde in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Ob dies auch in Deutschland nötig wird, blieb zunächst unklar. Laut "Frankfurter Rundschau" beschwerten sich auch hierzulande Toyota-Fahrer über Schwierigkeiten mit den Bremsen.

Japanischen Händlern zufolge hat Toyota den Prius-Rückruf bereits intern angekündigt. Laut einem Zeitungsbericht soll die Aktion Anfang der Woche offiziell bekannt gegeben werden. Zunächst wolle der Konzern das Verkehrsministerium in Tokio informieren, berichtete "Yomuri". In Deutschland hat das Unternehmen rund 3500 Modelle der betroffenen Prius-Baureihe verkauft. Toyota hatte zuvor erklärt, die Probleme mit den Bremssystemen seien keine grundsätzlichen Schäden. Daher wollte der Konzern die Panne eigentlich im Rahmen eines freiwilligen Servicedienstes beheben. Doch angesichts der massiven Kritik infolge des Debakels um klemmende Gaspedale sei das Management offenbar zu der Einsicht gelangt, dass ein Rückruf unvermeidlich sei, wenn man das Vertrauen der Kunden wiedererlangen wolle, hieß es. Der Prius war 2009 das bestverkaufte Auto des Konzerns und gilt als Pioniermodell auf dem Hybridautomarkt. Die von den Bremsproblemen betroffene Serie ist im Mai vergangenen Jahres auf den Markt gekommen. Seitdem wurden weltweit 311 000 Exemplare verkauft.

Das Unternehmen stellt sich hierzulande wegen der umfangreichen technischen Probleme auf massive Umsatzeinbußen ein. "Seit die negativen Schlagzeilen vor gut zehn Tagen begannen, ging bei uns in Deutschland der Absatz um rund 20 Prozent zurück", sagte Deutschland-Chef Alain Uyttenhoven der "Wirtschaftswoche". Er räumte ein, dass Hinweise auf die Probleme bei den Gaspedalen bereits 2007 vorlagen. Die Schwierigkeiten seien aber nur sporadisch und unter speziellen Bedingungen aufgetreten. Es sei nicht leicht gewesen, die Ursache herauszufinden. Toyota will demnach in Europa in den kommenden Tagen mit der Reparatur der defekten Gaspedale beginnen.

Weltweit hat der Weltmarktführer über acht Millionen Fahrzeuge wegen des Defekts an den Gaspedalen in die Werkstätten zurückgerufen, davon bis zu 1,8 Millionen Autos in Europa und knapp 216 000 Wagen in Deutschland.

Nach Einschätzung deutscher Autoexperten könnten auf Toyota wegen der Rückrufe deutlich mehr Kosten zukommen als die von dem Unternehmen selbst veranschlagten 180 Milliarden Yen (rund 1,47 Milliarden Euro). Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der Hochschule Geislingen sagte der "Automobilwoche", allein Prozesse verunglückter Fahrer in den USA würden das Unternehmen deutlich höher belasten.