Paris. An der Spitze des französischen Telefonriesen France Télécom kommt es nach einer aufsehenerregenden Selbstmordserie unter den Beschäftigten schneller als erwartet zum Machtwechsel: Der durch die soziale Krise im Unternehmen stark geschwächte Didier Lombard wird bereits zum 1. März die Führung der Konzerngeschäfte abgeben. Künftig soll die bisherige Nummer zwei, Stéphane Richard (48), als Vorstandschef für die Geschäftsführung verantwortlich sein.

Lombard wolle sich als Verwaltungsratschef nur noch um die strategische und technologische Orientierung kümmern, teilte das Unternehmen mit. Die neue Führungsstruktur muss noch vom Verwaltungsrat bewilligt werden. Lombard sollte ursprünglich noch rund ein Jahr länger alleiniger Chef des Konzerns mit rund 190 Millionen Kunden bleiben.

In der französischen Tageszeitung "Le Figaro" räumte Lombard angesichts der Selbstmordserie Fehler ein. "Was die dramatischen Ereignisse der vergangenen Monate angeht, hätte ich gewiss früher handeln sollen", sagte der 67-Jährige. Die Probleme seien mit beiden Händen angepackt worden. Statt im Oktober hätten aber schon im August Maßnahmen ergriffen werden sollen.

France Télécom war in den vergangenen Monaten wiederholt wegen Selbstmorden von Beschäftigten am Arbeitsplatz in die Schlagzeilen geraten. Seit 2008 nahmen sich nach Gewerkschaftsangaben mehr als 30 Mitarbeiter das Leben. Arbeitnehmervertreter werten das als Ergebnis unmenschlicher Arbeitsbedingungen und des Programms "time to move" zum schnellen Stellenwechsel. Der Konzern hatte in den vergangenen Jahren 22 000 Stellen gestrichen. Lombard hatte eine Vermischung mit den Stellenwechseln zurückgewiesen und von einer "Selbstmordmode" gesprochen. Mehrere Gewerkschaften hatten daraufhin einen Rücktritt Lombards gefordert.

Richard war erst kürzlich zur Nummer zwei aufgestiegen, nachdem sein Vorgänger vor dem Hintergrund der Selbstmordserie ausgewechselt worden war. Richard war von 2007 bis 2009 Kabinettsdirektor von Wirtschaftsministerin Christine Lagarde und steht Präsident Nicolas Sarkozy nahe. Er soll gute Drähte zu den Gewerkschaften haben.