Hamburg. Angesichts des anhaltend knappen Angebots ist der Weltmarktpreis für Rohzucker auf den höchsten Stand seit 29 Jahren geklettert. Der März-Kontrakt legte gestern zeitweilig um bis zu 1,7 Prozent auf 30,4 US-Cent je Pfund zu. Gewinnmitnahmen drückten ihn später mit 29,55 Cent je Pfund aber wieder nach unten. Raffinierter, also handelsüblicher weißer Zucker, wurde an der Londoner Börse mit 732,40 Dollar oder rund 526 Euro je Tonne gehandelt. Das Allzeithoch lag kürzlich mit 767 Dollar nur unwesentlich höher.

Nach schlechten Ernten der beiden weltgrößten Produzenten Brasilien und Indien sind die weltweiten Lager derzeit weitgehend leergefegt. "In Ländern wie Pakistan, Indonesien, Indien und China herrscht bereits Zuckerknappheit", sagte Carsten Frick, Analyst der Commerzbank, dem Abendblatt. "Die Situation wird sich erst in drei bis sechs Monaten drehen, weil dann von den Produzenten wieder mehr angebaut wird."

Die Weltmarktpreise bewegen sich damit erstmals seit Jahren erstaunlich nah am traditionell sehr hohen Zuckerpreis in Europa. 40 Jahre lang war der europäische Markt hoch subventioniert. Wurde die Tonne im Jahr 2005 noch mit 632 Euro vergütet, so peilt die EU heute einen Preis für die Anbauer von 404 Euro je Tonne an. Doch dabei handelt es sich nur um einen Mindestpreis, sodass laut Experten davon ausgegangen werden kann, dass sich der europäische Preis ebenfalls auf das Weltmarktniveau zubewegt und weiter steigen wird.

Da nicht nur Zucker teurer wird, sondern auch andere Rohstoffe wie Kakao in Rekordhöhen notieren, wollen die Hersteller die Mehrkosten gern an die Kunden weitergeben. Ob dies gelingt, muss sich aber noch zeigen. Denn die Ernährungsindustrie kann ihre Preise nur dann anheben, wenn die großen Handelsketten mitziehen.