London. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Shell-Mitarbeiter in Nigeria entführt, auf Förderanlagen wurden Anschläge verübt - jetzt zieht der britisch-niederländische Ölkonzern Konsequenzen. Der Konzern verkauft einen Teil seiner Ölfelder in Nigeria an ein einheimisches Konsortium.

Der Konzern kündigte an, Förderlizenzen im Nordwesten des umkämpften erdölreichen Niger-Deltas abzugeben. Der Verkauf betrifft rund 30 Förderanlagen auf einer Fläche in etwa so groß wie das Saarland, die 50 000 Barrel Öl (ein Barrel entspricht 159 Liter) pro Tag produzieren. Die Anlagen fördern demnach auch Gas. Zum Verkaufspreis machte Shell keine Angaben.

Die Förderung auf den verkauften Ölfeldern sei derzeit unterbrochen, teilte Shell mit. Zunächst müsse eine Ende 2008 beschädigte Pipeline repariert werden. Das Käuferkonsortium werde von zwei nigerianischen Unternehmen geführt, zudem sei eine französische Gruppe an dem Projekt beteiligt.

Die Rebellenbewegung für die Befreiung des Nigerdeltas (MEND), die Hauptgruppe der bewaffneten Kämpfer in der Region, kündigte einen Ende Oktober ausgerufenen Waffenstillstand auf. Die nigerianische Regierung sei nicht gewillt, auf die Forderungen - unter anderem eine stärkere Beteiligung der Bevölkerung an den Einnahmen aus dem Ölgeschäft - einzugehen, hieß es in einer Erklärung der Gruppe. Die Rebellen forderten zugleich die Ölfirmen auf, ihre Tätigkeit in der Region einzustellen. Andernfalls würden neue Anschläge verübt.