Zwei junge Männer wollen die Deutsche Telekom mit Kampfpreisen herausfordern. Bei ihnen betragen die Kosten 59 Cent pro Minute.

Hamburg. Mazi Pielsticker (30) und Donald Bringmann (22) sind jung und haben praktisch keine Erfahrung als Unternehmer. Doch sie wagen den Angriff gegen einen der größten deutschen Konzerne, gegen die Deutsche Telekom. Die Gründer bieten seit Kurzem unter der Nummer 11813 eine Telefonauskunft zum Kampfpreis an. Damit wollen sie den Markt der bisher in Deutschland relativ teuren Rufnummernansage aufmischen. "Es ist ein bisschen wie ein Kampf von David gegen Goliath", sagt Mazi Pielsticker, der bei Bremen aufwuchs und an der renommierten Stanford University in Kalifornien studierte.

Die Idee der beiden Geschäftsführer ist so einfach wie Erfolg versprechend: Zunächst wollen sie mit einem Minutenpreis von 59 Cent aus dem Festnetz Kunden gewinnen. "Gerade in der Krise sind die Leute preissensibel und schauen sich nach günstigeren Angeboten um", argumentiert Pielsticker. Die größten Wettbewerber Telekom (11833) und Telegate verlangen immerhin 1,99 Euro und 1,79 Euro pro Minute. Wenn die beiden Marktneulinge die Schwelle von 80 000 Anrufern im Monat knacken, arbeitet ihr Unternehmen profitabel. Sie sparen Fixkosten wo sie können, beschäftigen bisher nur eine Angestellte und "mieten" die nötigen rund 80 Callcenter-Agenten bei entsprechenden Fremdfirmen, anstatt sie selber teuer anzustellen.

Im nächsten Frühjahr wollen die beiden Jungunternehmer dann Plan B verwirklichen. Anfang 2011 wollen sie den Kunden die nach ihren Angaben erste kostenlose Auskunft Deutschlands anbieten. Der Trick: Die Auskünfte sollen von Firmen mit einem Gutscheinmodell bezahlt werden. Ruft ein Kunde an und fragt nach der Nummer seines Lieblingsitalieners, empfiehlt das Callcenter eine Alternative und macht sie dem Anrufer gleich noch mit einem Gutschein schmackhaft: Gehst du zu Luigi statt zu Francesco, bekommst du zwei Pizzen zum Preis von einer. Diesen Anruf bezahlt dann der neu ins Spiel gebrachte Italiener. "Das funktioniert mit Restaurants, mit Kinos, einfach mit allem, wo die Leute sich über einen Gutschein freuen", ist Pielsticker überzeugt.

"Neue Ideen im Auskunftsmarkt sind längst überfällig", sagt Branchenvertreter Jürgen Grützner dem Abendblatt. Allerdings hält der Telekommunikationsexperte das Geschäftsmodell für recht aufwendig: In allen Städten genug Partnerfirmen zu finden, "klingt recht ehrgeizig".

Die beiden Männer hatten die Idee mit der Gutscheinauskunft während eines Sylt-Urlaubs. Eine Gruppe junger Leute vertrieb sich in einem Haus am Meer den Sommer. Pielsticker traf damals beim Studium in Kalifornien mit Gründern von Internetfirmen wie YouTube oder Paypal und wollte den amerikanischen Unternehmergeist in seine Heimat bringen. Sein jetziger Mitgründer kam damals wie gerufen auf die Nordseeinsel: Donald Bringmann ist der Sohn des Inhabers einer der größten Branchenbuchverlage Deutschlands. Mit dem Datenschatz des Dr. Bringmann & Gessler Verlags hatten die Gründer bereits den Grundstock an Telefondaten für ihre Auskunft und mit Bringmann senior einen großzügigen Geldgeber. Denn zusätzlich muss ihre Firma Telefonnummern bei der Telekom kaufen, wobei die Verhandlungen noch laufen.

Pielsticker rechnet mit einer Investition von mehreren Hunderttausend Euro, ist aber überzeugt, dass die Liberalisierung der Branche den beiden Gründern in die Hände spielt. Dass die Suche von Telefonnummern im Internet kostenlos ist und der Markt schrumpft, weil immer mehr Kunden von der klassischen Auskunft ins Netz abwandern, schockt Pielsticker indes nicht: "Spätestens wenn wir selber das Gratismodell einführen, werden die Kunden wieder zum Telefon greifen."