Es geht um die Mitnahme von geheimen Geschäftsdaten. Berenberg-Tochter soll Schaden in Millionenhöhe ersetzen.

Hamburg. Unter Hamburger Kaufleuten ist es nicht alltäglich, dass in der Öffentlichkeit "schmutzige Wäsche gewaschen" wird - schon gar nicht, wenn eine Tochter des Privatbankhauses Berenberg dabei eine Rolle spielt. Die "kriminelle Energie" von zwei früheren Vorständen des Immobilienfondshauses Wölbern habe Wölbern erheblichen Schaden zugefügt, sagte Wölbern-Inhaber Heinrich Maria Schulte: "Wir werden darum kämpfen, dass uns der Schaden ersetzt wird." Achim von Q. und Alexander B. waren 2009 zum neu gegründeten Konkurrenten Berenberg Invest gewechselt und nahmen - so der Vorwurf - etliche ihrer Kollegen und Geschäftsgeheimnisse mit.

Inzwischen sei eine Schadenersatzklage gegen Berenberg Invest eingereicht worden, sagte Thomas Wülfing von der Anwaltskanzlei WZR Wülfing Zeuner Rechel dem Abendblatt. Finanzkreisen zufolge soll es um einen zweistelligen Millionenbetrag gehen. Bei Berenberg sieht man dagegen "keinerlei Grundlage" für Schadenersatz, denn: "Berenberg Invest hat bisher noch gar keine Fonds angeboten", wie ein Banksprecher sagte.

Für Schulte ist die Sache dennoch eindeutig: "Wir haben es mit einer klaren Betrugssituation zu tun." Die damaligen Wölbern-Manager hätten in "Nacht- und Nebel-Aktionen" interne Daten per E-Mail an Ehefrauen gesendet. Zudem seien schon längere Zeit vor dem Arbeitgeberwechsel "keine Immobilien mehr gekauft und keine neuen Fonds mehr für uns konzipiert" worden, so Schulte. Dabei habe die Nachfrage bei den für Wölbern wichtigen Fonds mit Holland-Immobilien das Angebot überstiegen. Inzwischen hat Berenberg die Konsequenzen aus der aufsehenerregenden Affäre gezogen: Nachdem im Dezember 50 Polizisten und drei Staatsanwälte im Rahmen von Ermittlungen gegen Ex-Wölbern-Mitarbeiter Räume von Berenberg durchsuchten, entschloss sich die Bank im Januar, ihre Fondstochter einem Treuhänder zu übergeben, der einen Käufer suchen soll.

Insgesamt sind laut Schulte 24 Mitarbeiter von Wölbern zu Berenberg Invest gewechselt. Nach Abendblatt-Informationen wurden sie jedoch nicht abgeworben, sondern haben sich selbst einen neuen Job gesucht. Einige von ihnen sind damit offenbar einem Stellenabbauprogramm zuvorgekommen, denn nach den Worten von Schulte ist die Mitarbeiterzahl von Wölbern Invest im vergangenen Jahr von 109 auf 74 gesunken. Dabei spielte auch das angesichts der Finanzmarktkrise stark geschrumpfte Geschäft eine Rolle: Das Volumen des platzierten Eigenkapitals ging von rund 200 Millionen auf knapp 90 Millionen Euro zurück und es fiel ein "kleiner Verlust" an. Für 2010 sind die Immobilienfonds Holland 68 und 69 mit einem Emissionskapital von zusammen rund 66 Millionen Euro neu konzipiert.