Hamburg. Durch die weiter steigenden Energiekosten wird die Industrie neue Werke künftig näher an den deutschen Küsten ansiedeln, um Transportkosten zu sparen. Davon geht Thomas Straubhaar, der Direktor des Hamburger WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) aus. Straubhaar stellte gestern eine über zwei Jahre laufende Studie vor, die das HWWI mit der Immobilienfirma Alstria Office Reit-AG erstellt hat.

Fazit: Aus den steigenden Energiepreisen ergeben sich Chancen für Hamburg für Industrieansiedlungen, soweit genügend Flächen zur Verfügung stehen. "Industrie als harter Kern für die Entwicklung der Stadt bringt und sichert Arbeitsplätze", so der HWWI-Direktor. Vor allem südlich der Elbe sei noch genügend Raum für Ansiedlungen vorhanden. Allerdings ist laut Statistikamt Nord seit 2005 die Zahl der Hamburger Industriebetriebe mit mehr als 50 Beschäftigten von 231 auf 217 zurückgegangen. Die Belegschaften reduzierten sich um gut 5000 auf 75 520.

Den Hafen sieht Straubhaar als Standortvorteil für die Neuansiedlungen, weil über See Transporte günstig abgewickelt werden können. Daher sollten der Ausbau sowie die Anbindungen über Bahn und Straße fortgesetzt und die Elbe vertieft werden. Wichtig für Neuansiedlungen sei auch eine gesicherte Energieversorgung. "Dieser Schlüsselfaktor wird aber in Hamburg unterschätzt", warnte der HWWI-Direktor.

Trotz der demografischen Entwicklung und der dadurch bundesweit zurückgehenden Bevölkerungszahl sieht Straubhaar weiter Chancen für Hamburg als wachsende Stadt. "Die Mieten im Vergleich zu Metropolen wie Barcelona, London und Paris sind noch nicht so hoch, die Staus nicht so lang und die Stadt sowohl für ältere Menschen als auch für jüngere qualifizierte Zuwanderer attraktiv", so Straubhaar. Nach der Studie soll Hamburg bis 2025 noch um 40 000 Einwohner zulegen und erst danach bis 2050 rund 140 000 Bewohner verlieren. Allerdings lasse sich dieser Entwicklung gegensteuern. So werde die Stadt ohnehin durch die künftig weiter steigenden Kosten für Pendler als Wohnort attraktiver. Dazu ließen sich so Straubhaar, "Zuwanderungen aus der Türkei flexibler" handhaben.

Um auch qualifizierte Bewohner aus dem Ausland anzuziehen, sei es zudem notwendig, internationale Berufs- und Studienabschlüsse anzuerkennen: "Eine Zwei-Millionen-Stadt ist möglich."