Herant Vartan (52) muss auf die Frage, worauf es in seinem Metier vor allem ankommt, nicht lange überlegen: "Die Qualität der Arbeit muss hundertprozentig sein." Vartans Firma arbeitet für den Flugzeugbauer Airbus und dessen Zulieferer, sie begleitet auf den Werksgeländen in Hamburg und Toulouse sowie an der neuen Endmontagelinie in Tianjin (China) den Einbau der Kabine in die Jets. Im Klartext: Die Vartan Product Support GmbH ist unter anderem für die Installation von Sitzen, Bordküchen, den Gepäckfächern und den Treppen verantwortlich.

Geboren in Istanbul, kam Vartan mit zwölf Jahren nach Deutschland und absolvierte zunächst eine Ausbildung als Heizungs- und Klimatechniker, ließ sich dann aber umschulen und ging als Fluggerätmechaniker zu Lufthansa Technik in Fuhlsbüttel. Nach 15 Jahren brauchte er eine neue Herausforderung und wechselte zum Hamburger Flugzeugküchenhersteller Mühlenberg.

Doch weitere zwei Jahre später wagte Vartan den Schritt in die Selbstständigkeit. "Vielleicht liegt uns Südländern das im Blut", sagt er. Zwar schätzt er an den Deutschen die Ordnung und die Disziplin, "aber sie wägen immer erst alles lange ab, bevor sie etwas Neues beginnen." In Vartans Fall hat sich die Risikobereitschaft gelohnt. In den ersten Jahren hatte er drei Angestellte, heute sind es 90. Nicht zuletzt dank des Riesenfliegers A380 mit seiner aufwendigen, doppelstöckigen Kabine konnte die Firma so kräftig expandieren.

Doch andererseits war Vartan wegen der jüngsten Verzögerungen in dem gleichen Projekt gezwungen, im vergangenen Jahr für einen Teil der Belegschaft Kurzarbeit anzumelden - "dies war das erste Mal, dass ich öffentliche Gelder in Anspruch nehmen musste."

Ungeachtet der immer noch schwierigen Situation in der Branche hat Vartan jedoch schon Pläne für weiteres Wachstum. So will er im Sommer zusammen mit einem Partner ein Unternehmen für die Lackierung von Flugzeugteilen auf Finkenwerder starten. Ein weiteres Geschäftsfeld kümmert sich um den Umbau von Jetkabinen im Auftrag von Fluggesellschaften weltweit.

So hat Vartan den Auftrag, erhalten, elf frühere TUIfly-Maschinen für den Einsatz bei Air Berlin umzurüsten. Für solche Arbeiten hat das Unternehmen auch bereits eine Tochter in Hongkong gegründet, um vom starken Wachstum der Luftfahrt in Asien zu profitieren.

Vartans Sohn Christian gehört inzwischen zur Geschäftsleitung. "Es ist gut so, dass die junge Generation nach und nach die Verantwortung übernimmt", findet Vartan. Ohnehin könne er sich auf sein Team verlassen. So bleibt künftig vielleicht doch etwas mehr Zeit für seine große Leidenschaft, den Fußball, und für sein Motorrad.

Probleme wegen seiner Herkunft hat er, wie er sagt, in Deutschland nie gehabt, "als Unternehmer nicht und auch als Privatperson nicht." Ohnehin sei die Luftfahrtbranche traditionell eine ausgesprochen international geprägte Branche. "In unserer Belegschaft finden sich zum Beispiel auch Chinesen, Marokkaner und Polen", sagt er und lacht: "Aber nicht ein einziger weiterer Türke."